In Innovation investieren, Wettbewerbsstärke wagen
Chart of the Week
Berlin bleibt Spitze und ist zum 11. Mal in Folge das innovativste Bundesland im ING Deutschland Innovationsindex. Unter der Oberfläche bewegt sich allerdings einiges und vor allem der voranschreitende Ausbau des Glasfasernetzwerkes überbrückt endlich Innovationsrückstände.
In unserem jährlichen Innovationsindex hat die Bundeshauptstadt Berlin ihren Spitzenplatz behauptet. Mit einem überdurchschnittlichen Anteil hochgebildeter Beschäftigter und der höchsten Start-up-Dichte bundesweit bleibt Berlin das Innovationszentrum Deutschlands. Doch der Innovationsglanz Berlins hat erste Kratzer bekommen. Bei den Patentanmeldungen hinkt die Hauptstadt hinterher.
Hamburg und Baden-Württemberg folgen in unserem Ranking auf den Plätzen zwei und drei. Hamburg punktet mit dem höchsten Jugendpotenzial und einem Anteil von Haushalten, die mit Glasfaser versorgt werden, in Höhe von 80 Prozent – ein Plus von fast zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Baden-Württemberg glänzt mit den meisten Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner, vor allem in den Bereichen Transport, Elektronik und Messtechnik. Am Tabellenende halten sich Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Die strukturellen Herausforderungen sind unverändert ein verhältnismäßig geringes Jugendpotenzial, ein niedrigeres Bildungsniveau als im Rest des Landes und schwache Gründungsdynamik.
Insbesondere mit Blick auf die aktuelle Abkühlung am deutschen Arbeitsmarkt, die anhaltenden Berichte über Restrukturierungen und Insolvenzen, aber auch die Herausforderungen, die die rasche Weiterentwicklung und Verbreitung von Künstlicher Intelligenz mit sich bringt, ist die anhaltende Innovationsschwäche in einigen Bundesländern kein gutes Vorzeichen. Denn je innovationsstärker ein Bundesland ist, desto deutlicher ist auch das Beschäftigungswachstum in den vergangenen 20 Jahren ausgefallen.
ING Deutschland Innovationsindex 2025 & Beschäftigungswachstum 2005-2024 in %
Zwischen 2005 und 2024 wuchs die Beschäftigung in Deutschland insgesamt um rund 33 Prozent. Doch regional gibt es deutliche Unterschiede. So nahm die Beschäftigung beim Innovationschampion Berlin im gleichen Zeitraum überdurchschnittlich stark um 67 Prozent zu. Auf der anderen Seite bildet Sachsen-Anhalt nicht nur im Innovationsranking das Schlusslicht, sondern auch was die Arbeitsmarktentwicklung betrifft. Zwischen 2005 und 2024 stieg die Beschäftigung um nicht einmal ganz 10 Prozent. Insgesamt bestätigt die Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen 20 Jahre, was die Ergebnisse unseres ING Deutschland Innovationsindex bereits nahelegen – strukturelle Unterschiede zwischen Ost und West bleiben bestehen, was nicht nur die Innovations- und Wettbewerbsstärke des Landes, sondern auch den Wohlstand limitiert. Denn in allen neuen Bundesländern lag das Beschäftigungswachstum deutlich unterhalb der Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland insgesamt.
Generell gelten betriebliche Innovationen als Katalysator für die Schaffung neuer Arbeitsplätze – die Entwicklung neuer Produkte oder Geschäftsfelder geht in der Regel mit der Nachfrage nach neuen Fachkräften in diesen Bereichen einher. Zudem besteht, wie wir im ING Deutschland Innovationsindex 2021 zeigten, zwischen Innovationsstärke und Resilienz ein positiver Zusammenhang. Innovative Unternehmen dürften also aufgrund einer höheren Anpassungsfähigkeit schneller auf sich verändernde äußere Umstände reagieren können, was die Arbeitsplatzsicherheit steigert.
Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die Mut für eine innovativere Zukunft machen. Beispielsweise schreitet der Glasfaserausbau endlich voran und auch das Bildungsniveau verbessert sich. Doch auch wenn sich in innovationsschwachen Bundesländern erste Anzeichen einer Stärkung zeigen, lassen sich strukturelle Schwächen nicht über Nacht beheben – besonders nicht, wenn es um die Rückgewinnung von Wettbewerbsfähigkeit geht.
Die geplanten Investitionen der Bundesregierung geben Hoffnung, aber der Zusammenhang zwischen öffentlichen Investitionen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit bleibt schwach. In den letzten Jahren waren es vor allem Länder mit viel Wagniskapital und einer hohen Anzahl Start-ups, die in den internationalen Rankings hoch endeten.
Zum Download: Unser ING Deutschland Innovationsindex 2025 „In Innovation investieren, Wettbewerbsstärke wagen“