Abschied vom Portemonnaie

Wie lange gibt’s noch Münzen und Scheine?

Kontoführung 4 min Lesedauer 11.11.2022
Abschied von Bargeld?

Digitale Währungen sind auf dem Vormarsch. Müssen wir uns bald komplett vom Bargeld verabschieden? Es wird viel diskutiert, wir haben nachgefragt. Was sagen die Deutschen zu Scheinen und Münzen? Die Antwort ist eindeutig.

Die Liebe ist da – aber sie bröckelt

Die Deutschen stehen nach wie vor auf Bargeld, daran hat auch die Corona Pandemie nichts geändert. Doch die Liebe scheint in Pandemiezeiten zu bröckeln. Nach einer repräsentativen ING-Umfrage unter Verbrauchern in 13 europäischen Ländern hat im Jahr 2020 die Präferenz für Scheine und Münzen im Portemonnaie in einem Maße abgenommen, wie es ansonsten gut eine Generation gedauert hätte. Der Anteil der Befragten, der bestimmte Ausgabenarten üblicherweise bar bezahlt, sackte europaweit um 7 bis 14, in Deutschland sogar um 8 bis 19 Prozentpunkte ab.

Doch auch wenn immer mehr Bürger auf Karte & Co. umsteigen, liegt der Anteil der Befragten, die Ausgaben wie etwa Mittagessen oder Tickets für den Nahverkehr bar bezahlen, deutlich höher als bei den meisten unserer Nachbarn. Auch gab lediglich ein Drittel der Deutschen an, durch Covid-19 nicht mehr so bereitwillig zum Bargeld zu greifen – europaweit waren es immerhin 48%.

Bargeldlos glücklich

Da reibt man sich hierzulande die Augen: In Schweden wollen manche Parkuhren keine Münzen mehr und in Kirchen wird nur noch per Automat gespendet. Die meisten Zahlungen im Handel werden mit Karte abgewickelt - Bargeld kommt kaum noch zum Einsatz.

In Schweden wird nicht mehr diskutiert, sondern Geschichte geschrieben: Seit Februar 2020 erprobt das skandinavische Land die digitale E-Krone der schwedischen Zentralbank. Sollte tatsächlich die digitale E-Krone für die breite Öffentlichkeit eingeführt werden, soll sie neben Münzen und Scheinen gültig sein.

Kommt bald der digitale Euro?

Eine digitale Version des Euro – ihre Arbeiten hieran treiben auch Europas Währungshüter voran. Derzeit finden im Rahmen der Untersuchungsphase Gespräche darüber statt, wie ein digitaler Euro aussehen könnte. Diese Untersuchungsphase hat im Oktober 2021 begonnen. Sie wird rund zwei Jahre dauern und demnach im Oktober 2023 abgeschlossen sein.

Brauchen wir das noch oder kann das weg?

Während wir noch überlegen, ob andere Vorbild sind oder nicht, klopft die bargeldlose Welt auch bei uns längst an die Tür: Gehalt gibt’s direkt aufs Konto, Miete und Strom wird per Dauerauftrag gezahlt. Das Finanzamt will schon lange keine Scheine mehr und Online-Käufe laufen sowieso fast alle bargeldlos.

Wir alle werden digitaler. Befürworter einer Welt vollkommen ohne Bargeld glauben, dass wir Münzen und Scheine sowieso bald nicht mehr brauchen. Sie versprechen sich geringere Kosten und Vorteile bei der Kriminalitätsbekämpfung. Ob die Welt ohne Bares tatsächlich ehrlicher wird, ist umstritten.

Anfassen, ausgeben, verschenken, stapeln

Für Bargeldfans sind die bunten Scheine gedruckte Freiheit zum mit nach Hause nehmen: anfassen, ausgeben, verschenken, stapeln. Alles geht, niemand schaut uns dabei in die Einkaufstüte oder unters Kopfkissen.

Da kommt die Frage auf: Wenn es kein Bares mehr gibt, werden wir dann alle zu gläsernen Verbraucher*innen? Was bekommt der Lieblingsenkel oder die Lieblingsenkelin von der Oma zugesteckt und wie bringen wir Kindern den Umgang mit Geld bei? Wird das Tauschen dann auch abseits von Sammelbildchen attraktiv?

Gute Nachricht für Sparschweine

Trotz Bargeldobergrenzen in vielen europäischen Ländern und obwohl der 500er bei uns nicht mehr gedruckt wird – konkrete Pläne zur Abschaffung des Bargelds gibt es im Euro-Raum nicht.

Eine Welt ohne Münzen und Scheine wird vielleicht irgendwann in weiter Ferne kommen. Wenn die Deutschen auch künftig zumindest teilweise gerne bar zahlen, wird das aber noch sehr lange dauern.

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