Bescheidener Lebensstil im Fokus
Immer schön authentisch bleiben
Ein hohes Einkommen, eine Erbschaft – manche wandeln finanziell auf der Sonnenseite des Lebens und schwelgen im Luxus. Sie pflegen einen extravaganten Lifestyle, etwa mit schnittigen Sportwagen und teuren Uhren. Doch auch ein bescheidener Lebensstil hat durchaus seine Vorteile.
Das jedenfalls legen Studien der beiden US-amerikanischen Psychologen Richard M. Ryan und Tim Kasser nahe. Menschen mit Wertvorstellungen, die stark vom Materialismus geprägt sind, zeigten in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen weniger Lebensfreude und Selbstverwirklichung und zugleich mehr depressive Muster und Ängstlichkeit als Menschen, für die Faktoren wie „einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten“ oder „gute Beziehungen zu haben“ vorrangig waren.
Das ist Materialismus: Mit Materialismus ist eine Einstellung gegenüber dem Leben gemeint, die stark auf Besitz und Gewinn konzentriert ist.
Übertriebenes Zurschaustellen von Luxus kann negative Effekte mit sich bringen
Andere wissenschaftliche Untersuchungen, zum Beispiel eine Studie der Florida State University, ergaben, dass übertriebenes Zurschaustellen von Luxus den sogenannten Penalty-Effekt – also einen Bestrafungseffekt – nach sich ziehen kann.
Ein Beispiel: Angenommen, Sie kommen zu einem Dienstleistungs- oder Verkaufsgespräch mit einem Porsche vorgefahren und tragen eine teure Armbanduhr. Dann haben Sie laut der Studie bei potenziellen Kundinnen und Kunden eher schlechte Karten. Denn Menschen, die weniger materialistisch geprägt sind, empfinden der Untersuchung zufolge ein unbescheiden wirkendes Auftreten als unangenehm. Gleichzeitig bewerten Frauen und Männer, die selbst protzig daherkommen, ein von Materialismus geprägtes Erscheinungsbild nicht unmittelbar besser als ein bescheideneres Auftreten.
Authentizität führt zu mehr Vertrauen im Geschäftsleben
Auch auf das Preis-Leistungs-Empfinden hat ein von Materialismus geprägtes Auftreten Auswirkungen, wie die Studie der Florida State University zeigte. So nähmen viele einen Preis als unfair wahr, wenn ihr Gegenüber protzig auftritt. Immerhin könne warmherziges und kundenorientiertes Verhalten dazu führen, dass der Penalty-Effekt im Nachhinein etwas abgeschwächt wird.
Wer also der US-Studie zufolge langfristig Erfolg haben möchte, sollte nicht auf übertriebene Statussymbole setzen, sondern auf Authentizität und Bodenständigkeit. Das sorgt für Vertrauen auf Kundenseite – und Vertrauen ist die Basis für Nachhaltigkeit in Geschäftsbeziehungen.
Ein bescheidener Lebensstil – nicht für jeden bringt das Vorteile
Aus Sicht der Wiesbadener Finanzpsychologin Monika Müller lässt sich die Frage, ob ein bescheidener Lebensstil tatsächlich grundsätzlich Vorteile mit sich bringt, nicht pauschal beantworten. „Das eigene Auftreten muss authentisch sein und zum Umfeld passen“, sagt Müller. Wer sich mit einem auffälligen Lifestyle wohlfühlt und auch anderen aufgrund der eigenen Ausstrahlung vermitteln kann, dass der Luxus zu ihr oder ihm passt, habe keinen Grund, etwas zu ändern.
„Materialismus kann manche Menschen glücklich machen, andere nicht“, sagt Müller. Andererseits führe ein bescheidener Lebensstil nicht zwangsläufig zu mehr innerem Reichtum, wie mitunter im Internet zu lesen ist. „Entscheidend ist, dass man für sich herausfindet, was man selbst wirklich will“, so Müller.
Durch kluge Entscheidungen zu mehr finanzieller Sicherheit
In der digitalen Welt ist oft auch die Aussage zu finden, dass ein bescheidenerer Lebensstil zu mehr finanzieller Sicherheit führen soll. „Damit diese Theorie aufgeht, muss man eine Strategie haben“, sagt Müller. So sei es etwa beim Kleiderkauf durchaus sinnvoll, nicht unbedingt auf die günstigsten Klamotten zu setzen – sondern im Sinne der Nachhaltigkeit auf Modeartikel teurerer Marken, die sich im Gegensatz zu den billigeren oft über viele Jahre hinweg tragen lassen. Statt exklusiver Designerklamotten könne man zudem qualitativ hochwertige Kleidung kaufen – und den Differenzbetrag anlegen „oder für soziale Zwecke spenden. Das gibt ein gutes Gefühl und kann so zu innerem Reichtum führen“, so Müller.
Ebenfalls kluge finanzielle Entscheidungen sind:
- Einen Notgroschen vorhalten: Die Reserve für Notfälle sollte zwei bis drei Monatsgehälter umfassen. „Zu einer guten Strategie gehört auch, von vorherein festzulegen, in welchen Fällen man den Notgroschen nutzt“, sagt Finanzpsychologin Müller.
- Altersvorsorge regelmäßig checken: Einmal im Jahr sollte jeder checken, ob er oder sie finanziell fürs Alter gut aufgestellt ist. Das geht leicht mit der Digitalen Rentenübersicht. Wer feststellt, dass die Altersvorsorge unzureichend ist, kann etwa mit einem ETF-Sparplan gegensteuern – und für die monatlichen Raten gegebenenfalls den Lifestyle etwas einschränken.