Identitätsbetrug und Datenmissbrauch
Identitätsdiebstahl - Wie erkennen Sie die Gefahr?
Ob Shoppen auf fremde Rechnung oder gefälschte Social-Media-Profile: Identitätsbetrug ist im Internet weit verbreitet. Für die Opfer kann das weitreichende Folgen haben bis zur Begehung von Straftaten.
Wer Rechnungen oder Mahnungen erhält, ohne etwas bestellt zu haben, oder auf dem eigenen Konto unerklärliche Abbuchungen findet, ist womöglich Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch einen finanziellen Schaden nach sich ziehen oder im schlimmsten Fall strafrechtliche Folgen haben. Doch Verbraucherinnen und Verbraucher können sich wehren.
Mit dieser Checkliste erkennen Sie die meisten Warnsignale:
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Ungewöhnliche Anfragen nach Ausweisdokumenten oder Selfies mit Ausweis
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Druck oder Zeitdruck („Wir brauchen die Unterlagen heute noch!“)
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Kommunikation über inoffizielle Kanäle wie WhatsApp oder private E-Mail-Adressen
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Unklare oder widersprüchliche Angaben zur Identität des Absenders
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Sie wissen nicht genau, wofür Sie sich legitimieren sollen? Dann lieber nachfragen oder ablehnen!
Was ist Identitätsdiebstahl?
Von Identitätsdiebstahl spricht man laut Bundeskriminalamt (BKA), wenn Kriminelle persönliche Daten und Zugangsberechtigungen des Nutzenden abgreifen, um sie missbräuchlich nutzen zu können. Dabei werden Daten geklaut, die eine Person identifizieren können, zum Beispiel Adresse, Geburtsdatum, Kreditkarten-, Personalausweis-, Sozialversicherungs- oder Führerscheinnummer.
- Identitätsbetrug kann jeden treffen. Dass Kriminelle über vorgeschobene Legitimationen für Wohnungen, Jobs oder Investments versuchen, in Ihrem Namen Konten zu eröffnen, ist keine Seltenheit mehr. Bleiben Sie immer wachsam und lassen Sie sich nicht mit Ausreden abspeisen, wenn Dinge Ihnen falsch vorkommen. Achten Sie genau darauf, wofür Sie sich legitimieren - wenn bereits Strafanzeigen oder Mahnungen wegen überzogenen Konten bei Ihnen eingehen, ist es zu spät.
So gehen die Täterinnen und Täter vor
Kriminelle haben verschiedene Ziele. Sie wollen sich etwa bereichern oder dem Opfer Schaden zufügen. Am häufigsten gehe es um Warenbetrug, berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Dabei bestellen die Täterinnen und Täter Produkte und lassen die Rechnung an die Adresse der Opfer schicken. Eine andere Form des Identitätsmissbrauchs ist das sogenannte „Nicknapping“, erklärt das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Dabei treten Betrügende im Internet unter dem Namen des Opfers auf, zum Beispiel um andere Menschen zu beleidigen oder an Informationen von Dritten zu gelangen.
In manchen Situationen kann der Identitätsdiebstahl auch strafrechtliche Konsequenzen für das Opfer haben. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn mit gestohlenen Identitäten Konten eröffnet werden, die dann für Betrugszwecke genutzt werden. Hier muss erst einmal nachgewiesen werden, dass das Konto nicht selbst eröffnet wurde (beispielsweise mit einer Strafanzeige).
Doch wie kommen sie überhaupt an die persönlichen Daten der Betroffenen? Nach Angaben der Verbraucherzentrale finden die Kriminellen die benötigten Informationen meistens im Internet. Ob Zugangsdaten für E-Mail-Konten oder Social-Media-Plattformen: Nutzende hinterließen überall ihre Spuren, betonen die Verbraucherschützenden. Die häufigsten Methoden beinhalten gefälschte Wohnungsangebote auf bekannten Plattformen, falsche Anlageberater im sogenannten Boiler Room Scam oder falsche Jobangebote, in denen Sie sich als Finanzagent*in strafbar machen können.
Doch nicht nur online sammeln die Täterinnen und Täter Daten, sondern auch direkt vor den Haustüren ihrer Opfer. Sie durchsuchen etwa die Mülltonnen nach persönlichen Daten oder notieren sich den Namen vom Klingelschild und gehen damit online auf Shoppingtour, wie die Verbraucherzentrale erklärt. Aber auch verlorene oder gestohlene Ausweisdokumente bieten eine ideale Informationsquelle für Betrügende, um Konten zu eröffnen.
Welche finanziellen Schäden können entstehen?
Wenn die eigene Identität missbraucht wird, hinterlässt das bei den Betroffenen ein mulmiges Gefühl: „Das Gefühl ist mit dem Gefühl nach einem Einbruch zu vergleichen, wenn man weiß, dass jemand in unseren Dingen herumgewühlt hat“, sagt Bernhard Witt, Datenschutzexperte bei der it.sec GmbH. Doch nicht nur das: Die Opfer können auch finanziell geschädigt werden. „Oftmals werden mehrere kleinere Beträge über die falsche Identität veruntreut, damit der Identitätsdiebstahl nicht ganz so schnell auffliegt“, berichtet der Datenschutzexperte. Deshalb würden viele Opfer meist erst nach einem Monat oder sogar später reagieren. „Dann kommt durchaus ein nennenswerter Schaden in vierstelliger Höhe zusammen.“
Neben diesen finanziellen Schäden kann es in wenigen Fällen zu einer Strafanzeige kommen, wie beispielsweise bei einer Kontoeröffnung auf Ihren Namen durch gestohlenen Daten oder mittels Tätigkeit als Finanzagentin oder Finanzagent.
Was tun, wenn man Opfer geworden ist?
Merkt man, dass die eigene Identität geklaut wurde, ist es deshalb wichtig, schnell zu reagieren. „Wenn ein solcher Betrug vorliegt, würden wir immer empfehlen, eine Strafanzeige zu erstatten“, sagt Katharina Wiatr, Referentin bei der Berliner Datenschutzbeauftragten. Die Kopie der Strafanzeige solle dann an das fordernde Unternehmen sowie das Inkassounternehmen und die Auskunfteien, zum Beispiel die SCHUFA, geschickt werden.
Außerdem wichtig: gegen jegliche Forderung, bei der ein Identitätsdiebstahl im Raum steht, Widerspruch einzulegen.
Die Verbraucherschützenden raten Opfern auch, Passwörter und Zugangsdaten zu ändern und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einzurichten. Leider sei das Aufrollen eines solchen Betrugs oft zeit- und kostenintensiv, sagt Wiatr. Doch für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es eine gute Nachricht: „Unsere Erfahrung zeigt, dass man dann zum Beispiel die Ware, die man nicht bestellt hat, auch nicht bezahlen muss“.
So können sich Verbraucherinnen und Verbraucher schützen
Um erst gar nicht in die unangenehme Situation eines Identitätsdiebstahls zu geraten, geben die Verbraucherzentrale Niedersachen und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf ihren Seiten eine Vielzahl an Tipps. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten:
- sparsam mit ihren persönlichen Daten umgehen und auf verschlüsselte Seiten achten. Das Geburtsdatum sollte man laut BSI beispielsweise ganz verschweigen.
- für jeden Dienst ein eigenes Passwort verwenden.
- niemals Passwörter auf dem Handy speichern.
- Antiviren-Programme installieren und regelmäßige Updates durchführen.
- sich nicht bei einem Dienst anmelden, wenn gerade jemand über die Schulter blicken kann.
- wichtige Schriftstücke mit vertraulichen Daten schreddern statt in den Papierkorb zu werfen.
- Anhänge nur öffnen, wenn man dem Absendenden vertraut.
- Fragen Sie immer genau nach, wofür und bei wem Sie sich legitimieren sollen und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
- Prüfen Sie Angebote und Absender sorgfältig – besonders bei Job- oder Wohnungsangeboten.
- Verwenden Sie Wasserzeichen auf Ausweiskopien („Nur zur Legitimation bei XY – kein Missbrauch erlaubt“).
Hinweise, wie Sie verdächtige Mails erkennen sowie weitere Tipps zu Phishing und Smishing finden Sie in diesen Artikeln. Aber auch bei einer Wohnungssuche lauern durch Identitätsdiebstähle immer mehr Betrügende bei der sogenannten Nachmieter-Serie. So legitimieren sich die Opfer bei der Wohungssuche zwar selbst, aber letzendlich wird ihre Identität von Dritten missbräuchlich genutzt.