Datenmissbrauch

Identitätsdiebstahl - Was können Verbrauchende tun?

Sicherheit 5 min Lesedauer 02.11.2022
Frau mit iPad im Wohnzimmer

Ob Shoppen auf fremde Rechnung oder gefälschte Social-Media-Profile: Identitätsdiebstahl ist im Internet weit verbreitet. Für die Opfer kann das weitreichende Folgen haben.

Wer Rechnungen oder Mahnungen erhält, ohne etwas bestellt zu haben, oder auf dem eigenen Konto unerklärliche Abbuchungen findet, ist womöglich Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch einen finanziellen Schaden nach sich ziehen oder im schlimmsten Fall strafrechtliche Folgen haben. Doch Verbraucherinnen und Verbraucher können sich wehren.

Was ist Identitätsdiebstahl?

Von Identitätsdiebstahl spricht man laut Bundeskriminalamt (BKA), wenn Kriminelle persönliche Daten und Zugangsberechtigungen des Nutzenden abgreifen, um sie missbräuchlich nutzen zu können. Dabei werden Daten geklaut, die eine Person identifizieren können, zum Beispiel Adresse, Geburtsdatum, Kreditkarten-, Personalausweis-, Sozialversicherungs- oder Führerscheinnummer.

So gehen die Täter*innen vor

Kriminelle haben verschiedene Ziele. Sie wollen sich etwa bereichern oder dem Opfer Schaden zufügen. Am häufigsten gehe es um Warenbetrug, berichtet die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Dabei bestellen die Täterinnen und Täter Produkte und lassen die Rechnung an die Adresse der Opfer schicken. Eine andere Form des Identitätsmissbrauchs ist das sogenannte „Nicknapping“, erklärt das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Dabei treten Betrügende im Internet unter dem Namen des Opfers auf, zum Beispiel um andere Menschen zu beleidigen oder an Informationen von Dritten zu gelangen. 

In manchen Situationen kann der Identitätsdiebstahl auch strafrechtliche Konsequenzen für das Opfer haben. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn mit gestohlenen Identitäten Konten eröffnet werden, die dann für Betrugszwecke genutzt werden. Hier muss erst einmal nachgewiesen werden, dass das Konto nicht selbst eröffnet wurde (beispielsweise mit einer Strafanzeige).
Dies gilt auch für immer häufigere Fälle des Finanzagententums, bei denen man unwissentlich Geldwäsche fördert. 

Doch wie kommen sie überhaupt an die persönlichen Daten der Betroffenen? Nach Angaben der Verbraucherzentrale finden die Kriminellen die benötigten Informationen meistens im Internet. Ob Zugangsdaten für E-Mail-Konten oder Social-Media-Plattformen: Nutzende hinterließen überall ihre Spuren, betonen die Verbraucherschützenden.

Doch nicht nur online sammeln die Täterinnen und Täter Daten, sondern auch direkt vor den Haustüren ihrer Opfer. Sie durchsuchen etwa die Mülltonnen nach persönlichen Daten oder notieren sich den Namen vom Klingelschild und gehen damit online auf Shoppingtour, wie die Verbraucherzentrale erklärt. Aber auch verlorene oder gestohlene Ausweisdokumente bieten eine ideale Informationsquelle für Betrügende, um Konten zu eröffnen.

Welche finanziellen Schäden können entstehen?

Wenn die eigene Identität missbraucht wird, hinterlässt das bei den Betroffenen ein mulmiges Gefühl: „Das Gefühl ist mit dem Gefühl nach einem Einbruch zu vergleichen, wenn man weiß, dass jemand in unseren Dingen herumgewühlt hat“, sagt Bernhard Witt, Datenschutzexperte bei der it.sec GmbH. Doch nicht nur das: Die Opfer können auch finanziell geschädigt werden. „Oftmals werden mehrere kleinere Beträge über die falsche Identität veruntreut, damit der Identitätsdiebstahl nicht ganz so schnell auffliegt“, berichtet der Datenschutzexperte. Deshalb würden viele Opfer meist erst nach einem Monat oder sogar später reagieren. „Dann kommt durchaus ein nennenswerter Schaden in vierstelliger Höhe zusammen.“
Neben diesen finanziellen Schäden kann es in wenigen Fällen zu einer Strafanzeige kommen, wie beispielsweise bei einer Kontoeröffnung auf Ihren Namen durch gestohlenen Daten oder mittels Tätigkeit als Finanzagent*in.

Was tun, wenn man Opfer geworden ist?

Merkt man, dass die eigene Identität geklaut wurde, ist es deshalb wichtig, schnell zu reagieren. „Wenn ein solcher Betrug vorliegt, würden wir immer empfehlen, eine Strafanzeige zu erstatten“, sagt Katharina Wiatr, Referentin bei der Berliner Datenschutzbeauftragten. Die Kopie der Strafanzeige solle dann an das fordernde Unternehmen sowie das Inkassounternehmen und die Auskunfteien, zum Beispiel die SCHUFA, geschickt werden.
Außerdem wichtig: gegen jegliche Forderung, bei der ein Identitätsdiebstahl im Raum steht, Widerspruch einzulegen.

Die Verbraucherschützenden raten Opfern auch, Passwörter und Zugangsdaten zu ändern und eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einzurichten. Leider sei das Aufrollen eines solchen Betrugs oft zeit- und kostenintensiv, sagt Wiatr. Doch für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es eine gute Nachricht: „Unsere Erfahrung zeigt, dass man dann zum Beispiel die Ware, die man nicht bestellt hat, auch nicht bezahlen muss“.

So können sich Verbraucher*innen schützen

Um erst gar nicht in die unangenehme Situation eines Identitätsdiebstahls zu geraten, geben die Verbraucherzentrale Niedersachen und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)auf ihren Seiten eine Vielzahl an Tipps. Verbraucher*innen sollten:

  • sparsam mit ihren persönlichen Daten umgehen und auf verschlüsselte Seiten achten. Das Geburtsdatum sollte man laut BSI beispielsweise ganz verschweigen.
  • für jeden Dienst ein eigenes Passwort verwenden.
  • niemals Passwörter auf dem Handy speichern.
  • Antiviren-Programme installieren und regelmäßige Updates durchführen.
  • sich nicht bei einem Dienst anmelden, wenn gerade jemand über die Schulter blicken kann.
  • wichtige Schriftstücke mit vertraulichen Daten schreddern statt in den Papierkorb zu werfen.
  • Anhänge nur öffnen, wenn man dem Absendendenden vertraut.

Hinweise, wie Sie verdächtige Mails erkennen sowie weitere Tipps zu Phishing und Smishing finden Sie in diesen Artikeln. Aber auch bei einer Wohnungssuche lauern durch Identitätsdiebstähle immr mehr Betrügende bei der sogenannten Nachmieter-Serie. So legitimieren sich die Opfer bei der Wohungssuche zwar selbst, aber letzendlich wird ihre Identität von Dritten missbräuchlich genutzt.

Alles in einer App

Immer wissen, was auf Deinem Konto los ist. Und ruckzuck reagieren können. Geht ganz bequem mit der ING App.

Illustration einer Frau, die mit Koffer läuft