Reindustrialisierung: Neue Chancen in den USA!
Fabrik statt Frachter – Amerika zündet den Industrie-Turbo
Die USA treiben die Reindustrialisierung voran. Investitionen, Anreize und politischer Druck holen die Produktion zurück ins Land. Welche Investmentchancen ergeben sich aus dem industriellen Comeback?
Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung
- Schulden, Defizite, Abhängigkeit – Zeit für neue Wege
- Industrie kehrt zurück: Reshoring und Neuansiedlungen als strategische Hebel
- Vom Industrie-Comeback profitieren
- Fastenal: Schrauben aus dem Automaten
- Quanta Services: Infrastruktur für das industrielle Comeback
- Illinois Tool Works: das 80/20-Prinzip als Erfolgsformel für mehr Effizienz
- Vergleich der Kursentwicklung von Fastenal, Quanta Services und Illinois Tool Works (5 Jahre)
- Vom Import zur Wertschöpfung vor Ort – Umbruch als Chance
- Investment-Beispiele Aktien und ETFs
Schulden, Defizite, Abhängigkeit – Zeit für neue Wege
Die Wirtschafts- und Handelspolitik der USA sorgt derzeit für Diskussionen. Besonders die neuen US-Zölle polarisieren. Ein zentrales Ziel der Regierung ist die Konsolidierung der Staatsfinanzen. Die nackten Zahlen zeigen deutlich, wie dringend das ist:
- Staatsverschuldung USA: 37 Billionen US-Dollar (Juni 2025), rund 123 % des BIP, Tendenz steigend (Quelle: https://www.usdebtclock.org/)
- Haushaltsdefizit: 1,9 Billionen US-Dollar (2025e), etwa 6,2 % des BIP (Quelle: https://www.cbo.gov/publication/61172)
- Handelsbilanzdefizit: über 1,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2024 (Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/IEABCA )
Die USA geben dauerhaft mehr aus, als sie einnehmen, und importieren deutlich mehr, als sie exportieren. Das belastet die Volkswirtschaft, schwächt den Dollar und erzeugt eine finanzielle Abhängigkeit von ausländischen Kapitalgebern, etwa durch den Verkauf von US-Staatsanleihen. Diese strukturelle Schwäche ist langfristig nicht tragfähig und ein zentraler Grund für die politische Rückbesinnung auf die heimische Industrieproduktion und die Reindustrialisierung.
Industrie kehrt zurück: Reshoring und Neuansiedlungen als strategische Hebel
Zentrale Instrumente der Reindustrialisierung sind Greenfield-Investments (Errichtung komplett neuer Produktionsstandorte auf der „grünen Wiese“) und Reshoring, also die Rückverlagerung von Produktionsaktivitäten aus dem Ausland. Ziel ist es, die industrielle Basis der USA zu stärken. Neben einer besseren Handelsbilanz gibt es strategische Vorteile:
- Abhängigkeiten verringern: Die USA sind strukturell Nettoimporteur bei Maschinen, Elektronik, Konsumgütern und Vorprodukten. Mehr Inlandsproduktion soll die Versorgung stabilisieren und die wirtschaftliche Resilienz stärken.
- Technologische Souveränität sichern: Eigene Produktionskapazitäten in sensiblen Bereichen wie Halbleitern sichern den Zugang zu Schlüsseltechnologien und erhöhen die Kontrolle über Wertschöpfung und Know-how.
- Impulse für die Volkswirtschaft: Trotz Automatisierung bleibt qualifiziertes Fachpersonal gefragt. Neue industrielle Ansiedlungen können zusätzliche Beschäftigung schaffen und wirtschaftliche Entwicklung in verschiedenen Regionen fördern, etwa durch Zulieferer, Logistikbetriebe oder Forschungseinrichtungen.
Der Trend zur Rückverlagerung zeigt Wirkung. Erste Investitionen belegen, dass die Reindustrialisierung der USA Fahrt aufnimmt. Beispiele sind TSMC und Micron Technology (Halbleiter) sowie Apple (Elektronik), die ihre Produktion ausbauen. General Motors und Hyundai (Automobilindustrie) errichten neue Werke. Auch Eli Lilly und Novartis (Pharma) investieren in US-Standorte.
Vom Industrie-Comeback profitieren
Der industrielle Neustart ist in vollem Gange. Besonders US-Industriefirmen mit starker Inlandspräsenz könnten profitieren. Zölle, Subventionen und Steuererleichterungen beschleunigen den Trend. Mittel- bis langfristig dürften steigende Investitionen, eine höhere Nachfrage nach lokal produzierten Gütern und ein wachsendes Interesse an Produkten mit dem Label „Made in USA“ zusätzliche Impulse liefern. Kurzfristig bestehen jedoch Risiken: Viele Unternehmen sind auf importierte Rohstoffe angewiesen. Störungen globaler Lieferketten und geopolitische Spannungen könnten belasten. Auch eine konjunkturelle Abkühlung ist möglich.
Der Strukturwandel eröffnet jedoch langfristig Chancen, sowohl für die US-Wirtschaft als auch für Anlegerinnen und Anleger. Wer breit streuen will, kann auf ETFs mit US-Industriewerten setzen. Darin finden sich zum Beispiel große Player wie Caterpillar, Boeing und Deere. Auch ausgewählte Einzelaktien können Potenzial bieten. Die folgenden drei Beispiele zeigen einen Querschnitt interessanter Geschäftsmodelle im US-Industriesektor.
Fastenal: Schrauben aus dem Automaten
Fastenal ist auf sogenannte Klasse-C-Materialien spezialisiert. Dazu zählen Kleinteile wie Schrauben, Muttern, Werkzeugzubehör oder elektrische Komponenten, die im Verhältnis zum Warenwert hohe Prozesskosten verursachen. In Industrie, Bau und Wartung sind sie unverzichtbar, ihre Beschaffung wird jedoch oft ausgelagert. Fastenal tritt hier als kombinierter Händler und Dienstleister auf. Bekannt ist das Unternehmen für Verkaufsautomaten, die direkt beim Kunden stehen. Mitarbeitende können dort rund um die Uhr benötigte Teile entnehmen. Das erhöht Effizienz und Versorgungssicherheit.
Chancen:
- Steigende Nachfrage nach flexibler Materialversorgung durch Reshoring
- Effizienzgewinne durch automatisierte Ausgabesysteme beim Kunden
- Hohe Kundenbindung durch integrierte Logistiklösungen
Risiken:
- Abhängigkeit vom Investitionsklima in Industrie und Bau
- Margendruck durch Standardisierung und Wettbewerb
- Risiken bei globaler Materialbeschaffung, etwa durch Lieferengpässe oder volatile Rohstoffmärkte
Quanta Services: Infrastruktur für das industrielle Comeback
Quanta Services plant, baut und wartet kritische Infrastrukturen wie Stromnetze, Energieanlagen und Kommunikationssysteme. Der Schwerpunkt liegt auf der Strominfrastruktur, die über 80 % des Umsatzes ausmacht. Das Unternehmen arbeitet für Energieversorger, Industrieunternehmen und öffentliche Auftraggeber und ist mit diesem breiten Kundenportfolio an zahlreichen Projekten beteiligt, die für die Reindustrialisierung der USA von zentraler Bedeutung sind.
Chancen:
- Führende Position im wachsenden Markt für Energieinfrastruktur
- Starke Einbindung in Energie-, Industrie- und Infrastrukturprojekte
- Hohe Planungssicherheit durch langfristige Rahmenverträge
Risiken:
- Abhängigkeit von Regulierung und politischen Fördermaßnahmen
- Fachkräftemangel kann zu Verzögerungen oder Mehrkosten führen
- Komplexität und Kostendruck bei Großprojekten mit langer Laufzeit
Illinois Tool Works: das 80/20-Prinzip als Erfolgsformel für mehr Effizienz
Illinois Tool Works (ITW) produziert spezialisierte Komponenten für Industrie und Fertigung, etwa Kunststoff- und Metallteile, Befestigungslösungen und Schweißausrüstung. Hauptabnehmer ist die Automobilindustrie, daneben beliefert ITW weitere Branchen wie Lebensmittelverarbeitung, Messtechnik, Elektronik, Bau und Spezialverpackungen. Als breit aufgestellter Zulieferer profitiert das Unternehmen direkt von der Reindustrialisierung der USA. Grundlage des Geschäftsmodells ist das 80/20-Prinzip mit Fokus auf besonders profitable Kunden und Anwendungen. Dabei konzentriert sich ITW auf die 20 % der Produkte und Kunden, die rund 80 % des Ergebnisses liefern, ein Ansatz, der Effizienz und Rentabilität in den Mittelpunkt stellt. Ergänzt wird es durch eine dezentrale Organisation mit Kundennähe und aktives Portfoliomanagement. Zukäufe und Verkäufe dienen der kontinuierlichen Schärfung des Profils und der langfristigen Ertragskraft.
Chancen:
- Hohe Effizienz und solide Margen durch das 80/20-Prinzip
- Direkte Impulse durch steigende Industrieinvestitionen und US-Produktion
- Hohe Anpassungsfähigkeit durch dezentrale Struktur und aktives Portfoliomanagement
Risiken:
- Abhängigkeit von der Konjunkturentwicklung in Industrie und Fertigung
- Steigende Rohstoff- und Energiekosten können die Profitabilität belasten
- Risiken bei Übernahmen, etwa durch Integrationsprobleme oder ausbleibende Synergien
Vergleich der Kursentwicklung von Fastenal, Quanta Services und Illinois Tool Works (5 Jahre)
Vom Import zur Wertschöpfung vor Ort – Umbruch als Chance
Die Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten steht für einen grundlegenden wirtschaftlichen Wandel. Sie verändert globale Wertschöpfungsketten, fördert gezielt die heimische Produktion und stärkt Unternehmen, die in den USA produzieren, investieren oder zentrale Infrastrukturen bereitstellen. Für Anlegerinnen und Anleger eröffnen sich daraus neue Anlagechancen – auch wenn politische Maßnahmen wie Zölle kurzfristig konjunkturelle Belastungen mit sich bringen können.
Investment-Beispiele Aktien und ETFs
Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2025) | Gewinn/Aktie (2025**) | Dividende (2025**) | Dividendenrendite (2025**) |
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iShares S&P 500 Industrials Sector ETF | IE00B4LN9N13 | 10,60 EUR | - | - | 0,00 EUR | 0,00 % |
Xtrackers MSCI USA Industrials ETF | IE00BCHWNV48 | 81,94 EUR | - | - | 0,47 EUR | 0,57 % |
Amundi MSCI Disruptive Technology ETF | LU2023678282 | 14,28 EUR | - | - | 0,00 EUR | 0,00 % |
Fastenal | US3119001044 | 36,60 EUR | 39,35 | 0,93 EUR | 0,73 EUR | 1,99 % |
Quanta Services | US74762E1029 | 328,20 EUR | 37,25 | 8,81 EUR | 0,34 EUR | 0,10 % |
Illinois Tool Works | US4523081093 | 219,00 EUR | 25,20 | 8,69 EUR | 5,17 EUR | 2,36 % |
* KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 07.07.2025