Shopping: Was ist Revenge Spending?

Wie sich unser Kaufverhalten verändert

Finanzwissen 4 min Lesedauer 20.10.2023
Revenge Spending

Sparen, sparen, sparen: So lautete lange die Devise vieler Verbraucher*innen. Doch Ökonomen beobachten ein interessantes Phänomen: „Revenge Spending“, auf Deutsch „Racheausgaben“. Dahinter steckt ein Trend, bei dem Verbraucher*innen nach einer Zeit der Entbehrung den verpassten Konsum nachholen wollen und ihr gespartes Einkommen für Konsumgüter oder Freizeit- und Unterhaltungsangebote ausgeben.

Gründe für Revenge Spending: Selbstbestimmung und Aufwertung

Doch wie kommt es zu diesem Phänomen? Die Wirtschafspsychologin Petra Jagow hat eine Erklärung: „Man durfte während des Lockdowns nicht shoppen. Jetzt haben die Menschen wieder die Möglichkeit dazu und kosten es aus, weil sie es vermisst haben.“ Revenge Spending sei eine Art Entschädigung für die Zeit, in der Verbraucher*innen nicht selbst entscheiden konnten. Doch bei dem Trend geht es noch um etwas anderes: „Es zeigt sich ganz klar, dass sich die Leute sehr in ihr eigenes Leben zurückgezogen haben und sich etwas Gutes tun wollen.“ Deshalb werden laut Expertin Dinge gekauft, die einen selbst aufwerten und ein gutes Gefühl geben. Kein Wunder also, dass Luxus boomt: Das ist Jagow zufolge der Konsumbereich, der am stärksten zugenommen hat. „Auch Normalverdiener gönnen sich mal ein teures Stück.“

Ökonomie: Kaufbereitschaft erholt sich

Dass sich die Geldbörsen langsam wieder öffnen, zeigt auch eine aktuelle Studie der Media-Agentur Pilot, die gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Norstat entstand. Im September 2022 hatten demnach noch 57% der Befragten angegeben, weniger Geld ausgeben zu wollen. Im August 2023 ist diese Zahl auf 43% gesunken. „Im Laufe des Jahres haben sich diese Werte wieder positiver entwickelt, und die höhere Ausgabebereitschaft könnte für eine zunehmende Resilienz der Deutschen im Umgang mit den sich häufenden Krisenmeldungen sprechen“, sagt Daniel Daimler, der Marktforschungsleiter bei Pilot. Für die repräsentative Studie waren vom 8. bis 11. August 2023 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt worden.

Mehr Geld für Freizeit und Restaurantbesuche

Auch die Konsumausgaben privater Haushalte des Statistischen Bundesamts geben einen interessanten Einblick in das Kaufverhalten der Deutschen: Demnach sanken 2020 die Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur auf rund 157 Euro. Im Jahr 2022 hingegen ist diese Zahl auf rund 194 Euro gestiegen. Auch bei den Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen ist ein Anstieg zu beobachten: 2020 lagen die Ausgaben bei rund 67 Euro, zwei Jahre später bei rund 106 Euro. „Die Restaurants sind alle voll“, beobachtet auch die Wirtschaftspsychologin Jagow in Köln.

Tourismusbranche profitiert vom Revenge Money

Eine Branche, die die Auswirkungen von Revenge Spending ebenfalls stark spürt, ist die Tourismusbranche. Nach dem Corona-Tief scheint sie sich zu erholen: Die Deutschen geben nach Jahren der Enthaltsamkeit für Urlaube wieder mehr Geld aus. Das lässt sich beispielsweise an der Anzahl der Flugreisenden beobachten: Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sind im Juli 2023 gut 19,4 Millionen Fluggäste in Deutschland gestartet oder gelandet – und damit rund 14% mehr als im Vorjahresmonat. Außerdem nahmen die Ausgaben für den Transport 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 85% zu. Die Ausgaben für Unterkünfte lagen 2022 bei 60 Milliarden Euro und damit um 73% höher als im Vorjahr. Auch die Pilot-Studie konnte im Bereich Urlaub und Reisen einen Anstieg feststellen: „Hier haben wir mehr Befragte als im August 2022, die mehr Geld ausgeben wollen”, sagt Daimler.

Revenge Spending kann zum Problem werden

Doch Revenge Spending ist mit Vorsicht zu genießen. Auch wenn die Käufe einem das gute Gefühl geben, endlich etwas nachzuholen, können sie sich negativ auf das eigene Budget auswirken: „Eine Gefahr ist, dass man leicht über die eigenen Möglichkeiten hinausschießt“, sagt Jagow. Um nicht zu sehr in einen Kaufrausch zu verfallen, rät die Expertin dazu, immer eine Nacht darüber zu schlafen, bevor man eine größere Ausgabe tätigt. „Denn häufig ist es spontan, wenn man sich etwas Teures leistet.“ Am nächsten Tag kann man schauen, ob man immer noch hinter dem Kauf steht – oder lieber die Finger davon lässt. Außerdem weist die Wirtschaftspsychologin darauf hin, dass man mit Konsum nicht alle Bedürfnisse befriedigen kann. Hier helfe es, sich die eigenen Werte anzuschauen.

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