Kindheit beeinflusst Umgang mit Geld

Warum es auf frühe Erfahrungen ankommt

kleines Kind

Eigentlich ist das Sparkonto gut gefüllt – und dennoch meldet sich beim Einkaufen das schlechte Gewissen. Oder umgekehrt: Immer wieder kommt es zu Impulskäufen, obwohl das Budget eigentlich knapp ist. Warum verhalten wir uns beim Thema Geld so unterschiedlich?

Die Forschung zeigt: Der Umgang mit Geld im Erwachsenenalter hängt nicht nur von Einkommen oder Bildung ab, sondern auch von frühen Kindheitserfahrungen. Eine Studie der Wissenschaftler Cynthia Harter und John Harter aus dem Jahr 2022 zeigt einen Zusammenhang zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und finanziellem Wohlbefinden im Erwachsenenalter. Menschen mit mehreren traumatischen Kindheitserlebnissen berichten deutlich häufiger von finanzieller Unsicherheit, etwa von Sorgen um Miete oder Ernährung.

Finanzielle Prägung beginnt früh

Auch die Familien- und systemische Therapeutin Gabrielle Rütschi betont, dass sich unser Finanzverhalten schon in den ersten Lebensjahren bildet: „Kinder bekommen früh mit, dass Gefühle und Materielles eng verbunden sind. Diese Prägung ist unbewusst wie ein altes Betriebssystem im Hintergrund.“ Das beginne schon im Alltag: Wenn Kindern langweilig ist oder sie quengeln, werden sie oft mit Dingen beruhigt – erst mit Süßigkeiten, später vielleicht mit dem Tablet. „Die fehlende Zeit der Bezugspersonen wird oft durch Materielles ersetzt“, sagt Rütschi.

Kinder nehmen außerdem genau wahr, wie ihre Eltern über Geld sprechen – ob offen, ängstlich oder gar nicht. „Streitereien in Familien, wenn sie toxisch werden, sind für Kinder sehr belastend und nicht selbstwertfördernd, weil sie unsicher machen“, erklärt die Expertin. Diese frühen Erfahrungen und Erziehungsmethoden prägen unter anderem, wie wir später mit Geld umgehen: Ob wir es lieber festhalten, vermeiden oder unbedacht ausgeben.

Psychologie: Muster erkennen

Der amerikanische Finanzpsychologe Brad Klontz hat vier typische Verhaltensmuster identifiziert, die auf solchen frühen Erfahrungen beruhen. Er nennt sie „Money Scripts“ – unbewusste „Geld-Drehbücher“, nach denen wir handeln. Sie formen sich schon in der Kindheit, werden meist von Generation zu Generation weitergegeben und prägen im Erwachsenenalter unser Verhältnis zu Geld.

  1. Money Status: Menschen mit diesem Denken verknüpfen ihren Selbstwert mit Geld und geben oft mehr aus, als sie sollten.
  2. Money Worship: Diese Menschen glauben, dass Geld glücklich macht und Probleme löst. Gleichzeitig fühlen sie, dass man nie genug Geld haben kann.
  3. Money Vigilance: Sie gehen vorsichtig und sparsam mit Geld um. Sie glauben, man muss für Geld hart arbeiten.
  4. Money Avoidance: Geld gilt als etwas Negatives. Sie vermeiden es, über Finanzen nachzudenken.

Woher kommen Geiz und Kaufsucht?

Ob jemand geizig ist oder zu Impulskäufen neigt, ist laut Rütschi das Ergebnis vieler Einflüsse: „Es ist eine Verzahnung von Persönlichkeit, Charaktereigenschaften, Lebensumständen und ökonomischen Bedingungen.“ So können der Expertin zufolge Verlustängste etwa dazu führen, dass Menschen übermäßig sparen oder sogar geizig werden. Kaufsüchtige dagegen versuchen oft, eine innere Leere durch Konsum zu kompensieren.

Muster durchbrechen – so gelingt‘s

Der erste Schritt zu einem gesunden Umgang mit Geld ist laut Rütschi Selbstreflexion: „Man sollte sich fragen: Was ist der emotionale Inhalt des Geldes?“ Dabei hilft es, auch eigene Kindheitserinnerungen zu reflektieren. Im zweiten Schritt helfen praktische Werkzeuge, etwa Budgetplanung, ein Haushaltsbuch, eine Einkaufsstrategie oder bewusste Finanzbildung, um Wissenslücken zu schließen. So kann man alte Gewohnheiten Stück für Stück ändern.

Und schließlich sollte man ein Vorbild sein und einen gesunden Umgang mit Geld auch an die nächste Generation weitergeben. Das gelingt etwa durch offenes Reden über Finanzen, Taschengeld oder gemeinsame Finanzentscheidungen. Außerdem braucht es laut Rütschi liebevolle Grenzen: „Kinder müssen lernen, dass sie nicht alles Materielle bekommen, was sie wollen.“

Einfach loslegen mit ETF-Sparplänen

Sparpläne machen es Dir leicht, in Wertpapiere anzulegen. Du kannst auch mit kleinen Sparraten starten und Du sparst Zeit und Gebühren.

ETF Sparpläne