Walmart, Costco, Target – welche Aktie glänzt im Weihnachtsgeschäft?
Black Friday, Cyber Monday, dann beginnt das Weihnachtsgeschäft. Für die US-Einzelhändler ist dies die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Milliarden fließen in Geschenke, Elektronik und Festtagsdeko. Auch die Börse schaut genau hin. Spannend ist, wie sich die Platzhirsche Walmart, Costco und Target in diesem Jahr schlagen und ob sie auch etwas fürs eigene Depot sind.
Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung
- Mehr als nur Geschenke: Wie das Weihnachtsgeschäft die US-Wirtschaft antreibt
- Von Black Friday bis Neujahr: Das große Geschäft mit dem Konsum
- Walmart: der Gigant spricht mit ChatGPT
- Costco: der Club, der auf Mitglieder baut
- Target: der Name ist Programm
- Drei Handelskonzepte, ein Prüfstein: das Weihnachtsgeschäft
- Investment-Beispiele
Mehr als nur Geschenke: Wie das Weihnachtsgeschäft die US-Wirtschaft antreibt
Wenn das Weihnachtsgeschäft beginnt, kommt Bewegung in den US-Einzelhandel. Wie Rentiergespanne vor dem Schlitten nehmen die großen Händler Fahrt auf, und das Rennen um die besten Umsätze des Jahres startet. Hinter dieser festlichen Kulisse steht ein milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor. Denn der Einzelhandel ist eine tragende Säule der Wirtschaft. Der private Konsum, zu dem er maßgeblich beiträgt, macht rund 70 % des Bruttoinlandsprodukts aus. Kein Wunder also, dass das Weihnachtsgeschäft Jahr für Jahr so aufmerksam beobachtet wird.
Von Black Friday bis Neujahr: Das große Geschäft mit dem Konsum
Für die Einzelhändler ist das vierte Quartal traditionell von entscheidender Bedeutung. Zwischen Thanksgiving und Neujahr erzielen sie rund ein Fünftel ihres Jahresumsatzes. Den Auftakt bildet der Black Friday, der in den 1960er-Jahren in den USA entstand. Ursprünglich bezeichnete er den Tag, an dem Händler erstmals im Jahr schwarze Zahlen schrieben.
Heute steht er für den inoffiziellen Startschuss des Weihnachtsgeschäfts, das längst mehrere Wochen umfasst und ein Milliardengeschäft ist. Laut dem US-Handelsverband National Retail Federation (NRF) entfielen 2024 fast eine Billion US-Dollar auf die Zeit der Weihnachtskäufe – ein neuer Rekord.
Und wie stehen die Chancen für 2025? Aktuelle Daten zeigen, dass Konsumlust und Verbrauchervertrauen im September und Oktober nachgelassen haben. Dennoch erwarten Analysten für das Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus, gestützt durch stabile Beschäftigung, steigende Reallöhne, aber auch durch höhere Preise. Hohe Lebenshaltungskosten dämpfen die Stimmung jedoch etwas.
Umso spannender ist der Blick auf die US-Einzelhandelsriesen. Ihr Gewicht ist enorm: Walmart erzielte im vergangenen Jahr rund 681 Milliarden US-Dollar Umsatz, Costco etwa 275 Milliarden und Target fast 107 Milliarden. Zusammen kommen sie auf mehr als eine Billion US-Dollar, rund 20 % des gesamten US-Einzelhandels.
Walmart: der Gigant spricht mit ChatGPT
Walmart ist das Schwergewicht im US-Einzelhandel, betreibt rund 4.600 Filialen und baut das Onlinegeschäft stetig aus. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten profitiert der Konzern von seiner Rolle als Versorger des täglichen Bedarfs. Gleichzeitig investiert er in Digitalisierung, Logistik und das Mitgliedschaftsprogramm Walmart+, um Kundenbindung und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Neu ist die Integration von ChatGPT in die Einkaufserfahrung. Mithilfe der OpenAI-Technologie soll das Online-Shopping noch personalisierter und effizienter werden.
Die Profitabilität ist traditionell gering. Im Geschäftsjahr 2024/25 lag die operative Marge bei rund 4,3 % und die Nettomarge bei 2,9 %. Solche Werte sind typisch für das volumengetriebene Niedrigpreismodell.
Chancen und Stärken:
- größter Einzelhändler der Welt mit enormer Einkaufsmacht
- defensive Ausrichtung mit relativ stabilen Umsätzen
- wachsende Online-Präsenz und Effizienzgewinne
Risiken und Schwächen:
- Niedrigpreisstrategie belastet die Margen
- begrenzte Wachstumschancen im Heimatmarkt
- starker Wettbewerbsdruck durch Amazon und Discounter
Costco: der Club, der auf Mitglieder baut
Costco verfolgt ein einzigartiges Konzept. Shoppen dürfen hier nur Mitglieder, die eine Jahresgebühr ab 65 US-Dollar zahlen. Dazu gehören Privatkunden ebenso wie kleinere Geschäftskunden, die in großen Mengen einkaufen. Der Konzern verzichtet auf teure Extras wie Werbung, aufwendige Ladengestaltung oder Lieferung und setzt stattdessen auf Effizienz und schnellen Warenumschlag. Diese schlanke Struktur sorgt für niedrige Kosten und eine außergewöhnlich hohe Kundentreue. In den USA und Kanada lag die Verlängerungsrate der Mitgliedschaften im Geschäftsjahr 2024/25 bei über 92 %.
In diesem Zeitraum betrug die Bruttomarge rund 12,8 %, die operative Marge 3,8 % und die Nettomarge 2,9 %. Die geringe Bruttomarge ist Teil des Clubmodells. Costco verdient weniger an den verkauften Waren, dafür aber verlässlich an seinen Mitgliedsbeiträgen. Sie steuern rund zwei Drittel zum Konzerngewinn bei und sind somit die zentrale Gewinnquelle.
Das Konzept greift auch international: Von den 914 Filialen des Konzerns befinden sich 629 in den USA, die übrigen 285 in 13 Auslandsmärkten, darunter Kanada, Mexiko und China.
Chancen und Stärken:
- Mitgliedschaftsmodell mit stabilen Einnahmen
- schlanke Kostenstruktur und hoher Warenumschlag
- wachsende Präsenz in Auslandsmärkten
Risiken und Schwächen:
- niedrige Bruttomargen erfordern dauerhaft hohes Verkaufsvolumen
- Abhängigkeit von Mitgliederzahlen und Verbraucherstimmung
- schwierige Übertragung des Modells in neue Märkte
Target: der Name ist Programm
Mit klarem Fokus auf Service und Erlebnis zielt Target direkt auf seine Klientel. Der Einzelhändler spricht bewusst nicht von Kunden, sondern von Gästen und rollt ihnen im übertragenen Sinn den roten Teppich aus. In rund 1.900 Filialen bietet er ein breites Sortiment, das von Lebensmitteln über Haushaltswaren bis zu Mode und Elektronik reicht.
Wachstum verspricht das Treueprogramm Target Circle, das in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden soll. Zugleich investiert der Konzern in digitale Vertriebskanäle und moderne Technologien, darunter auch generative KI, um das Einkaufserlebnis individueller und effizienter zu gestalten. Eine Schlüsselrolle spielt auch das Store-as-Hub-Konzept, bei dem Filialen als Logistikzentren fungieren. Das senkt Kosten und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Im Geschäftsjahr 2024/25 erzielte Target eine Bruttomarge von 25,8 %, eine operative Marge von 5,3 % und eine Nettomarge von 3,9 %. Damit liegt das Unternehmen über Walmart und Costco, was auf margenstärkere Sortimente zurückzuführen ist.
Chancen und Stärken:
- starkes Loyalty-Programm und konsequente Kundenorientierung
- effizientes Store-as-Hub-Modell
- überdurchschnittliche Margen im Branchenvergleich
Risiken und Schwächen:
- stärker zyklisch durch Fokus auf Nicht-Basiskonsumgüter
- hoher Investitionsbedarf in Logistik und Digitalisierung
- zunehmender Preisdruck im Onlinehandel
Drei Handelskonzepte, ein Prüfstein: das Weihnachtsgeschäft
Walmart, Costco und Target gehen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die heiße Phase des Jahres. Während Walmart im Oktober ein neues Allzeithoch erreicht hat und auch Costco an der Börse hoch bewertet ist, wirkt Target nach dem Kursrückgang der vergangenen Jahre und einem Kurs auf dem niedrigsten Niveau seit 2019 vergleichsweise günstig. Dies zeigt, wie skeptisch der Markt ist, ob es dem Konzern gelingen wird, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Diese betreffen alle großen Einzelhändler und umfassen steigende Kosten, hohen Preisdruck sowie ein verändertes Konsumverhalten. Viele Verbraucher achten stärker auf Preise, geben weniger für nicht alltägliche Dinge aus und kaufen zunehmend online ein.
Diese operative Gemengelage spiegelt sich auch in den Bewertungen wider: Walmart und Costco werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 39 beziehungsweise 48 gehandelt, während Target mit rund 13 deutlich niedriger notiert und eine Dividendenrendite von 4,9 % bietet. Damit zahlen Investoren bei Walmart und Costco klare Aufschläge, während die niedrige Bewertung von Target die Zurückhaltung der Börse widerspiegelt.
Das anstehende Weihnachtsgeschäft wird somit zur Bewährungsprobe für alle drei. Es entscheidet nicht nur über die kurzfristige Umsatzdynamik, sondern dürfte auch Aufschluss über die längerfristigen Perspektiven geben. Die weiteren Kursentwicklungen im Zuge des Weihnachtsgeschäfts dürften zudem zeigen, welcher der großen US-Einzelhändler im Wettbewerb um die Konsumenten am besten aufgestellt ist und ob Walmart und Costco ihre Bewertungsaufschläge rechtfertigen können.
Investment-Beispiele
| Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2025) | Gewinn/Aktie (2025**) | Dividende (2025**) | Dividendenrendite (2025**) |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Walmart | US9311421039 | 88,50 EUR | 39,16 | 2,26 EUR | 0,81 EUR | 0,92 % |
| Costco Wholesale | US22160K1051 | 796,20 EUR | 48,05 | 16,57 EUR | 4,48 EUR | 0,56 % |
| Target | US87612E1064 | 79,42 EUR | 12,59 | 6,31 EUR | 3,92 EUR | 4,94 % |
* KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 10.11.2025