Die Jahresendrally – mehr als nur ein Mythos?

Mann am Computer

Alle Jahre wieder blicken Anleger in den Monaten November und Dezember erwartungsvoll auf den Aktienmarkt. Denn oft ist in dieser Zeit ein besonderes Phänomen zu beobachten: steigende Aktienkurse mit dem nahenden Jahresabschluss. Was ist dran an der sogenannten Jahresendrally, und lässt sich diese für eine Anlagestrategie nutzen?

Inhaltsverzeichnis
  1. Jahresendrally am Beispiel DAX
  2. Statistik ist ein Spiegel der Vergangenheit.
  3. Mögliche Gründe für eine Jahresendrally
  4. Anlagestrategie Jahresendrally?

Jahresendrally am Beispiel DAX

Um das Phänomen Jahresendrally für eine Anlagestrategie zu nutzen, müsste es sich um ein wiederkehrendes und nicht zufälliges saisonales Muster handeln. Ob dem so ist, soll exemplarisch anhand der Entwicklung des deutschen Leitindex betrachtet werden. Seit seiner offiziellen Einführung im Juni 1988 liegen 37 Schlussquartale vor, wobei der DAX in den Monaten November und Dezember bisher in der Mehrzahl der Fälle eine positive Performance zeigte. Konkret lässt sich feststellen: 

 

  • DAX-Performance November: In den 37 Jahren seit 1988 verzeichnete der DAX in 25 Jahren im Monat November eine positive Performance. Dies entspricht rund 67,6 % der Fälle. Demgegenüber stehen 12 Jahre (32,4 % der Fälle), in denen der DAX im November Verluste hinnehmen musste. 

 

  • DAX-Performance Dezember: Noch besser lief es für den DAX bisher im Dezember. Hier stehen 28 Gewinnmonaten nur 9 Verlustmonate gegenüber. In 75,7 % der Fälle erzielte der DAX im Dezember also eine positive Performance.  

 

  • DAX-Performance November und Dezember: Betrachtet man beide Monate zusammen, ergibt sich folgende Statistik: In den 37 Jahren seit 1988 konnte der DAX in 19 Jahren in beiden Monaten eine positive Performance erreichen. Dies entspricht 51,4 % der Fälle. Umgekehrt gab es bislang jedoch nur 3 Jahre (8,1 % der Fälle), in denen der DAX sowohl im November als auch im Dezember negativ performte. In den übrigen 16 Jahren war die Performance entweder im November oder im Dezember negativ.

Statistik ist ein Spiegel der Vergangenheit.

Das Fazit der Betrachtung am Beispiel des DAX lautet: Seit 1988 konnte der Index in mehr als der Hälfte der Fälle Kursgewinne in den Monaten November und Dezember erzielen. Dabei zeigte der Dezember mit Kursgewinnen in drei Viertel der Fälle bislang die höchste Anzahl positiver Monatsentwicklungen. 

Allerdings sind vergangene Wertentwicklungen kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklungen. Die Ergebnisse solcher Statistiken unterliegen Veränderungen. So können überraschende Ereignisse zu starken Kursveränderungen an den Aktienmärkten führen und die historischen Mittelwerte der Performance verzerren. 

Auch die Länge des jeweiligen Zeitraums hat Einfluss auf die Statistik. Betrachtet man beispielsweise die Dezember-Performance des DAX nur in den letzten 10 Jahren, ergibt sich für die Jahre 2015, 2017, 2018 und 2022 auf Monatssicht ein Verlust. Damit erzielte der Index zwar immer noch in mehr als der Hälfte der Fälle (60 %) Zugewinne. Die Quote seit dem DAX-Start 1988 fällt mit knapp drei Viertel jedoch deutlich besser aus.

Mögliche Gründe für eine Jahresendrally

Es gibt verschiedene Argumente, die als Erklärung für die beobachtete Häufung einer positiven Aktienkursentwicklung in den Monaten November und Dezember in Betracht kommen. Dazu zählen folgende Faktoren:

  

  • Saisonalität: Nach den Monaten August und September, in denen Aktien die Tendenz zur Kursschwäche haben, kann es im vierten Quartal zu einer Gegenbewegung oder der Fortsetzung eines etwaigen grundlegenden Aufwärtstrends kommen. 

 

  • Erhöhte Liquidität: Variable Vergütungen wie zum Beispiel Bonuszahlungen oder Weihnachtsgeld können im vierten Quartal und gegen Jahresende für zusätzliche Liquidität sorgen. Fließt diese in den Aktienmarkt, kann die kurzfristig erhöhte Nachfrage steigende Kursnotierungen begünstigen.  

 

  • Window-Dressing: Viele Fondsmanager versuchen gegen Jahresende, die Aufstellung ihres Portfolios zu optimieren. Dafür können beispielsweise Aktien, die im Jahresverlauf hohe Gewinne erzielt haben, zugekauft werden. Bestände an Aktien mit Verlusten werden reduziert. In den Jahresendberichten erscheint die Allokation dann attraktiver. 

 

  • Erwartung positiver Entwicklung: Die Erwartung geldpolitischer Signale seitens der Notenbanken (Zinssenkung) und positiver Konjunkturdaten (z. B. steigende Einkaufsmanagerindizes) kann Investoren ebenfalls zu verstärkten Käufen animieren. Die oft zu beobachtende psychische Einstellung, mit Zuversicht in das neue Jahr zu gehen, spielt hierbei eine Rolle. Diese muss aber durch positive Daten seitens der Konjunktur und der Unternehmen (Ausblicke auf das kommende Jahr) bestätigt werden.

Anlagestrategie Jahresendrally?

Die Analyse der DAX-Performance seit 1988 bestätigt das Phänomen einer Jahresendrally. Zudem gibt es Argumente, die als Erklärung für diese Beobachtung in Betracht kommen. Folglich könnte ein DAX-Investment für Anleger interessant sein. Je nachdem, ob auf die DAX-Entwicklung im November und Dezember oder allein im Dezember gesetzt werden soll, müsste ein solches Investment Ende Oktober oder Ende November eingegangen werden, um voll an der Entwicklung teilzuhaben. 

Doch sollte eine entsprechende Anlageentscheidung nicht allein aufgrund historischer Entwicklungen getroffen werden. Denn die Möglichkeit einer Jahresendrally im DAX hängt nicht nur von den Kalendermonaten ab. Es ist daher sinnvoll, weitere Indikatoren hinzuzuziehen. So sollte der Index bereits im gesamten Jahresverlauf ein positives Momentum aufgebaut haben und sich idealerweise in einem Aufwärtstrend befinden. Ein solcher kann beispielsweise unterstellt werden, wenn der DAX über der 200-Tage-Linie (Durchschnitt der Schlusskurse der letzten 200 Handelstage) notiert und diese Linie einen ansteigenden Verlauf aufweist. Das Phänomen Jahresendrally wirkt in dieser Kombination als ein verstärkender Faktor, der neben positiven Aussichten für die Konjunktur und Unternehmensgewinnen für die Fortsetzung eines bestehenden Aufwärtstrends spricht. Auch in diesem Fall müssen sich Anleger jedoch bewusst sein, dass trotz mehrheitlich positiver Indikatoren auf eine Jahresendrally an den Märkten auch das Gegenteil eintreten kann.  

Wer sich für eine Investition entscheidet, kann diese zum Beispiel mit ETFs auf den DAX umsetzen. Hierbei müssen allerdings die Transaktionskosten und Steuern im Blick behalten werden. Diese können gerade bei einer kurzfristigen Investition nur im November und/oder Dezember das Ergebnis stärker schmälern als bei einer langfristigen Investition. Die ING bietet mit ihren Aktionsangeboten für ETFs und ETF-Sparpläne eine große Auswahl. Darunter finden sich auch Aktions-ETFs auf den DAX, die im vergünstigten Einmalkauf erworben werden können. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen vergünstigten Sparplan mit einem DAX-ETF einzurichten. Denn bei einem ETF-Investment müssen Anleger nicht zwangsläufig Ende Dezember aussteigen. Ist der grundlegende Aufwärtstrend intakt, kann es sinnvoll sein, das Investment erst zu einem späteren Zeitpunkt zu veräußern oder es langfristig mit einem ETF-Sparplan fortzuführen.

Autor: Steffen Droemert

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