5 Fehler bei der Scheidung

Böse finanzielle Überraschungen vermeiden

Finanzwissen 5 min Lesedauer 15.04.2024
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„Eine Scheidung ist sehr schmerzhaft, aber wie Winston Churchill einst sagte: ,Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter‘“. Paul McCartney wusste 2008, wovon er sprach, als ein zweijähriger Rosenkrieg zwischen dem ehemaligen Beatle und seiner Ex-Frau Heather Mills zu Ende ging. Die skandalträchtige Scheidung, bei der es vor allem ums Geld ging, endete mit einer Abfindung für Mills über 31 Millionen Euro.

Aber ein Scheidungsverfahren muss nicht zwangsläufig zur Schlammschlacht werden. Prophylaktisch und währenddessen lassen sich Fehler bei der Scheidung vermeiden. Welche das sind, erklären eine Anwältin und eine Finanzberaterin.

1. Nicht für sich einstehen

Ob die Trennung einvernehmlich war oder nicht: Der Fokus sollte nicht auf den Partner oder die Partnerin gesetzt werden. Wichtig ist, sich selbst zu fragen: Was will ich? „Ich beobachte oft, dass manche Frauen während einer Scheidung vor dem Partner oder den Bekannten, gut dastehen‘ wollen“, sagt die Rechtsanwältin für Familienrecht Theresa Kamp aus Wien. „Einigen Frauen fällt es schwer, etwas zu fordern oder für sich einzustehen.“

Im Scheidungsfall komme es darauf an, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern und zu sagen, was man will. „Wenn man nicht äußert, was man möchte, wird man nie bekommen, was einem zusteht“, sagt Kamp.

2. Keinen Überblick über die Finanzen haben

Geht eine Ehe zu Ende, ist das meistens nicht nur schmerzhaft für Paare, sondern auch für Kinder. Da taucht die Frage auf: Wer muss für den Unterhalt aufkommen? Weitere wichtige Punkte, über die Scheidungspaare Bescheid wissen sollten:

  • Zugewinnausgleich: Wer bekommt wie viel?
  • Gibt es einen Ehevertrag? Wenn ja: Was wurde vereinbart?
  • Welche Versicherungen laufen gemeinsam? Soll der/die andere in der Lebensversicherung bleiben?

Generell gilt: Vor und während der Ehe über Geld zu sprechen, ist das A und O. „Viele Menschen merken bei einer Trennung, dass sie weder wissen, was der eigene Ehemann oder die Ehefrau genau verdient, noch sind sie im Bilde über Ersparnisse, Wertanlagen, offene Kredite oder gar bestehende Fixkosten“, sagt Theresa Kamp. „Solche Zahlen zu kennen, ist essenziell – auch im Hinblick auf etwaige Verhandlungen für eine einvernehmliche Lösung.“ Denn: Wie soll man etwas einfordern, wovon man nicht einmal weiß, dass es existiert? 

„Oft werden nicht gleich alle Karten auf den Tisch gelegt – ob aus bösem Willen oder Unkenntnis, sei dahingestellt“, sagt die Finanzberaterin Stefanie Kühn aus Westerstede. „Sollte ein Partner vermuten, dass der andere etwas verheimlicht, dann heißt es nachforschen und Fragen stellen.“

3. Verzichten, um die Scheidung schnell zu vollziehen

Auf etwas verzichten, nur um eine Blitzscheidung zu erzielen? Keine gute Idee. „Eine Einigung ist eine gute Sache, und wenn sie gelingt, ist das wünschenswert“, so Anwältin Theresa Kamp. „Es sollte aber keine Einigung um jeden Preis sein, die einen der Beteiligten stark benachteiligt.“

Das sorge nicht nur für böses Blut und Katerstimmung, sondern könne finanziell auch zu existenziell bedrohlichen Situationen führen. „Eine Scheidung ist eine sehr langfristige Sache, bei der man sich Hilfe von einem Anwalt oder einer Anwältin holen sollte“, rät Kamp.

  • Übrigens: Im Falle eines Ehevertrags empfiehlt Theresa Kamp Frauen nicht pauschal auf einen nachehelichen Unterhalt zu verzichten. „Der Ehevertrag sollte eine ausgewogene Lösung für beide darstellen – und nicht nur einen der Ehepartner maximal absichern.“

4. Nicht an die Zukunft denken

Dass Finanzen Männersache sind, ist längst überholt. Und auch, dass die Altersvorsorge für Frauen der eigene Mann ist. Laut einer Umfrage der UBS-Bank 2019 unter rund 3.600 Frauen erlebten trotzdem 70% eine negative finanzielle Überraschung, als sie sich scheiden ließen oder ihr Ehepartner starb. Die US-Amerikanerin Sallie Krawcheck, Mitbegründerin der digitalen Finanzberatung für Frauen „Ellevest“, rät daher, sich einen Notfallfonds sowie eine Altersvorsorge einzurichten.

Außerdem sollten sich Paare im Scheidungsverfahren über diese Punkte klar sein:

  • Wie viel Geld habe ich nach der Trennung für mich?
  • Welche steuerlichen Auswirkungen hat das mir zugeschriebene Vermögen?
  • Wo und wie werde ich wohnen? (Mit oder ohne Kind? Zur Miete?)

5. Klare Regeln für gemeinsames Vermögen

Bei einer Trennung sollte das gemeinsame Bankkonto aufgelöst werden und anschließend beide ein eigenes Konto führen. Nur so wird sichergestellt, dass der oder die Ex keine gemeinsamen Geldbeträge abhebt oder den Dispokredit ausschöpft.

Wenn es um ein gemeinsames Haus oder eine gekaufte Wohnung geht, sollte geklärt werden, wer im Grundbuch steht. „Entscheiden sich Ex-Paare, bestimmte Vermögenswerte gemeinsam weiterzuführen, sind klare schriftliche Regeln notwendig“, rät Finanzberaterin Stefanie Kühn. „Aber letztlich ist jeder Partner erst wirklich frei, wenn auch die Finanzen komplett getrennt sind.“

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