„Finanzagent*in“ werden? Besser nicht

Oft steckt Geldwäsche dahinter

Sicherheit 4 min Lesedauer 04.10.2022

Steigende Inflation, hohe Energiepreise – viele sehen sich aktuell nach einer zusätzlichen Einnahmequelle um. Im Internet stoßen dabei nicht wenige auf ein Jobangebot als Finanzagent*in. „Stellen Sie uns Ihr Konto für einen Finanztransfer zur Verfügung und kassieren Sie dafür eine satte Provision“, heißt es da etwa. Doch Achtung: Was so verlockend klingt, ist in Wahrheit eine Betrugsmasche.

Dubioses Jobangebot: Das sollen Finanzagent*innen gegen eine Provision tun

Die Inserierenden locken mit scheinbar fantastischen Arbeitskonditionen. Finanzagent*innen sollen lediglich ihr eigenes Girokonto für Finanztransfers zur Verfügung stellen. Sie haben die Aufgabe, möglichst schnell Geldbeträge, die Ihnen Dritte überwiesen haben, per Bargeldversand oder via Finanztransferdienstleister wie etwa Western Union an eine Person im Ausland zu überweisen. Dafür gibt es eine Provision zwischen 5% und 20%, die Sie gleich vom Überweisungsbetrag abziehen dürfen. Und: „Bei dieser Betrugsmasche gibt es noch eine zweite Variante“, sagt ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) NRW. Die sieht so aus: Kriminelle locken Bürger*innen ebenfalls mit einem Jobangebot und bitten sie, ihr eigenes Konto an die „Arbeitgeber“ zu „vermieten“. Dazu sollen sie ihr Konto mit Zugangsdaten, PIN und TAN zur Verfügung stellen. Als „Lohn“ stellen die Kriminellen eine „Miete oder Provision“ in Aussicht.

Übrigens: Statt „Finanzagent*in“ finden sich in dubiosen Jobangeboten auch diese Bezeichnungen:

  • Financial Agent
  • Finanzmanager*in
  • Escrow Agent
  • Treuhandagent*in
  • Prozessmanager*in
  • Regional Manager*in für Zahlungsbearbeitung

Egal, wie die Bezeichnung lautet: Finger weg von einem solchen Arbeitsverhältnis!

„Arbeitsverhältnis“ Finanzagent*in – woher kommt das Geld?

Vielen drängt sich die Frage auf, woher das Geld überhaupt stammt. Nach Polizeiangaben kommt es vor allem

  • aus „Phishing“-Aktionen: Betrüger*innen fischen im Internet Kontozugangsdaten von ihren Opfern ab und überweisen von deren Konten Geld auf Konten von zuvor angeworbenen Finanzagent*innen, die das Geld weiter ins Ausland transferieren sollen.
  • aus betrügerischen Internet-Auktionen: Kriminelle bieten Waren auf Internet-Auktionsplattformen zu ungewöhnlich niedrigen Preisen an. Käufer*innen sind aufgefordert, den Kaufpreis auf das Konto eines Finanzagenten zu überweisen. Die georderten Waren erhalten die Käufer*innen allerdings nie.

Welche Konsequenzen eine Tätigkeit als Finanzagent*in haben kann

Viele lassen sich durch die „hohen Gewinnaussichten bei niedrigstem persönlichem Aufwand“ immer wieder auf ein „Arbeitsverhältnis“ als Finanzagent*in ein. Damit machen sie sich jedoch strafbar – wer auffliegt, dem oder der droht eine Strafanzeige wegen Verdachts auf Geldwäsche. Die Folgen:

  1. Eine Freiheitsstrafe sowie Schadensersatzansprüche der Geschädigten.
  2. Ein Verfahren der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Sie müssen sich wegen des Betreibens unerlaubter Finanzdienstleistungsgeschäfte verantworten.
  3. Ihre Bank kündigt Ihnen das Konto.

Arbeitsverhältnis als „Warenagent*in oder „Paketagent*in“ – bitte ebenfalls ignorieren

Oftmals suchen Kriminelle via Internet auch Warenagent*innen. Interessierte sollen ihr Konto zur Verfügung stellen, darauf überweisen Ihnen die Kriminellen Geld. Mit dem Geld kaufen die Opfer hochwertige Waren wie etwa Smartphones oder Tablets und verschicken sie an Adressen, die sie zuvor erhalten haben, gegen Provision weiter. Das überwiesene Geld stammt allerdings aus kriminellen Taten.

Ein weiteres betrügerisches Jobangebot ist der/die „Paketagent*in“. Hierbei bestellen die Täter im Namen einer anderen Organisation oder eines anderen Unternehmens und auf dessen Rechnung eine bestimmte Ware. „Das Paket geht dann an die ‚Paketagenten‘, die zuvor mit den Tätern einen Onlinevertrag für einen Nebenjob geschlossen haben“, erläutert der LKA-Sprecher. Ihre Aufgabe ist es, das Paket, ohne es zu öffnen, neu zu frankieren und an eine andere Adresse umzuleiten. Die Paketaufkleber mit der Weiterleitungs-Adresse erhalten sie von einer Internetseite, zu der sie zuvor Zugang erhalten haben. Vor dem Versand werden die Pakete oftmals fotografiert und das Bild an den „Chef“ gesendet. Die Täter erhalten die Ware, die geschädigte Organisation die Rechnung.

Wann Sie bei einem Jobangebot stutzig werden sollten

Auch wenn Sei dringend einen Job suchen – lesen Sie sich Anzeigen und Angebote immer gründlich in Ruhe durch. Und:
 

  • Seien Sie misstrauisch, wenn Sie einen Geldbetrag, den man Ihnen zuvor auf das eigene Konto überweist, ins Ausland transferieren sollen.
  • Ignorieren Sie Anfragen, bei denen es darum geht, empfangene Geldbeträge in eine Kryptowährung wie zum Beispiel Bitcoin umzutauschen.
  • Öffnen Sie keine E-Mails und deren Anhänge, in denen Ihnen jemand ein Jobangebot unterbreiten möchte. Sie enthalten sehr häufig Schadsoftware.
  • Überlassen Sie niemandem Ihre Kontoverbindung.

Sollten Sie bereits auf ein dubioses Jobangebot eingegangen sein: Führen Sie keine Transaktionen durch.

Weitere Infos gibt es bei der Polizei.

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