Finanzbildung an Schulen? Setzen, 6!

Was sich im Unterricht ändern muss.

Finanzwissen 4 min Lesedauer 15.11.2023
finanzbildung-jugendstudie

Wissen Sie eigentlich, welche Funktion die Europäische Zentralbank (EZB) hat? Und können Sie auf Anhieb die ungefähre Höhe der Inflationsrate benennen? Sie sind nicht allein, wenn Sie bei solchen Fragen ins Stocken geraten. Denn im Bereich Finanzbildung gibt es hierzulande großen Nachholbedarf, wie auch aktuelle Umfragen zeigen. Schon an den Schulen wird zu wenig Finanzwissen und Allgemeinbildung vermittelt – wie eine aktuelle repräsentative Umfrage der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) ergab.

Umgang mit Geld und Versicherungen kommt an Schulen zu kurz

Aus Sicht der überwiegenden Mehrheit der Befragten ist die Finanzbildung an Schulen unzureichend. Besonders der Umgang mit Geld und Versicherungen wird nach Meinung der Befragten nicht genügend vermittelt, um auf das Alltagsleben vorzubereiten – das meinen 81% der Befragten. Bei den 18- bis 34-Jährigen sagen dies sogar 90%.

Verbraucherthemen, die an Schulen behandelt werden sollten, sind der Umfrage zufolge:

  • Ernährung und Gesundheit (sagen 88% der Befragten),
  • Umgang mit Geld und Versicherungen (85%),
  • Umweltschutz und fairer Handel (82%),
  • Umgang mit Handy und Internet (74%).

Für die Umfrage hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der vzbv zwischen dem 31. August und 6. September 2023 eine repräsentative Telefonbefragung mit 2.002 Personen im Alter ab 18 Jahren in Privathaushalten durchgeführt.

Finanzkompetenz von jüngeren Menschen stärken

Allgemeinbildung bei Verbraucher- und Finanzthemen ist gerade für Jüngere fundamental. Zumal sie tagtäglich mit einer Flut an Werbung und einer Vielfalt an Angeboten konfrontiert sind. „In der aktuellen Preiskrise ist finanzielle Bildung besonders wichtig“, sagt vzbv-Vorständin Ramona Pop.

Schon lange gibt es den Ruf von Expert*innen nach mehr Wissensvermittlung in puncto Finanzen an Schulen. „Man muss ja in der Schule nicht gleich über Arbitragegeschäfte, Währungs-Swaps und Wandelanleihen dozieren“, sagt Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). Das Leitbild finanzieller Allgemeinbildung seien vielmehr mündige, weil informierte Verbraucher, erklärt er. Also jene, die Grundzusammenhänge überblicken. Die wissen, wann es Zeit für professionellen Rat ist. Und die die Antworten auf Sinnhaftigkeit und Plausibilität überprüfen können.

Wo sich Angebote außerhalb der Schule finden

Bis deutschlandweit in den Lehrplänen Themen rund um Finanzbildung stärker verankert sind, können noch Jahre ins Land gehen. Vorerst helfen – nicht nur jungen Menschen – diverse Online-Angebote weiter, sich mehr Wissen rund ums Geld anzueignen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Finanz-Führerschein für Jugendliche: Bei diesem Projekt des Vereins Schuldnerhilfe Essen können Jugendliche wichtige Finanzkompetenzen für den Alltag erwerben. Es gibt Online-Trainings zum „kleinen Finanz-Führerschein“ (13-15 Jahre) und zum „großen Finanz-Führerschein“ (16-19 Jahre).
  • Wissen rund um Wertpapiere: Einen kostenlosen Online-Lehrgang zum Thema Börsenwissen bietet die Capital Markets Academy der Gruppe Deutsche Börse.
  • Versicherungen, Altersvorsorge & Co.: Wer auf Finanzchecker-pur klickt, kann sich kurze Erklärvideos etwa zum Themenbereich Versicherungen ansehen. 
  • Finanzen und ein ABC: Konten, Karten und Bezahlen im Internet – all das erläutert das Banken ABC, das die Jugendstiftung Baden-Württemberg anbietet. Auf dem Portal gibt es noch viele weitere Infos, etwa zum Thema Schuldenfalle sowie ein Finanz-Quiz.

Informationen zu den unterschiedlichsten Finanzthemen finden Sie auch hier auf dem ING-Blog – vom „Money Talk“-Kinderspiel bis zum Börsen-Lexikon.

Wer sich derart mit Finanzbildung befasst, ist auch bald in der Lage, die Funktion der EZB zu benennen: Sie ist für die Preisstabilität in der Eurozone verantwortlich. Und die Höhe der Inflationsrate lag im Oktober 2023 bei 3,8%. Haben Sie es gewusst?

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