Nikkei & Co. – Investieren in Japan

Geldanlage 9 min Lesedauer 08.04.2024
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Japanische Aktien sind wieder in aller Munde – spätestens seit der Leitindex Nikkei 225 im Februar dieses Jahres sein Allzeithoch von 38.916 Punkten aus dem Jahr 1989 überspringen konnte. Anschließend kletterte er über die runde Marke von 40.000 Zählern und erreichte damit einen neuen Meilenstein. 

Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung

Bereits seit den Tiefständen während der globalen Finanzkrise 2008/09, die auch Japan aufgrund seiner hohen Exportabhängigkeit hart traf, befindet sich der Nikkei 225 in einer übergeordneten Aufwärtsbewegung. Allerdings verlief diese nicht linear und war immer wieder von größeren Korrekturen mit fallenden Kursnotierungen geprägt.

Warren Buffett ist schon länger dabei

In einer solchen Schwächephase sah die Investmentlegende Warren Buffett eine Kaufgelegenheit. Seine Firma Berkshire Hathaway begann im Juli 2019 mit dem Kauf von Aktien der Unternehmen Itochu, Marubeni, Mitsui, Sumitomo und Mitsubishi. Es sind die fünf größten Handelsunternehmen des Landes und als solche ein wichtiger Bestandteil der japanischen Wirtschaft. Ihre traditionelle Rolle besteht darin, Rohstoffe und Nahrungsmittel in das rohstoffarme Inselreich zu importieren und Fertigprodukte zu exportieren. 

Über seine Investitionen sagte Buffett: „Ich dachte einfach, dass es große Unternehmen sind, von denen ich im Allgemeinen verstehe, was sie tun. Sie sind Berkshire insofern ähnlich, als sie viele verschiedene Beteiligungen haben. Und sie wurden zu einem Preis verkauft, der mir lächerlich erschien, vor allem im Vergleich zu den damaligen Zinssätzen.“ Seit Buffetts Einstieg in Japan sind einige Jahre vergangen, und es stellt sich die Frage, ob Investitionen in japanische Aktien noch immer interessant sein können. 

Wirtschaft durchbricht Abwärtsspirale

Es gibt einige Punkte, die dafür sprechen könnten. Betrachten wir zunächst eines der wichtigsten Kriterien für Buffetts Anlageentscheidungen: die Bewertung. Japanische Aktien sind zwar keine Schnäppchen mehr, aber mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 15,7 immer noch moderat bewertet. Vor allem im Vergleich zum US-Aktienmarkt, dessen KGV derzeit bei rund 23,4 liegt. 

Von den japanischen Aktien in Buffetts Portfolio sind Itochu, Marubeni, Mitsui und Sumitomo derzeit attraktiv bewertet. Zwar notieren ihre KGVs über dem historischen Durchschnitt von rund 8, das absolute Niveau der Kennzahlen ist mit Werten zwischen 8,8 und 12 jedoch moderat. Dabei hat Sumitomo das niedrigste KGV. Die Aktie weist zudem derzeit mit rund 3,5 % die höchste Dividendenrendite auf. 

Neben der durchschnittlichen moderaten Bewertung japanischer Aktien haben sich die Aussichten für die japanische Wirtschaft und damit auch für die Unternehmen des Landes verbessert. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt befand sich mehr als 30 Jahre lang in einer Abwärtsspirale aus Deflation und Stagnation. Mit dem weltweiten Inflationsanstieg in den Jahren 2021 und 2022, der auch in Japan zu höheren Inflationsraten führte, könnte diese nun durchbrochen sein. Verdichten sich die Anzeichen, dass die japanische Wirtschaft wieder nachhaltig wächst, sollte sich dies auch in den Firmenergebnissen niederschlagen. Umsätze und Gewinne könnten dann steigen. Die steigenden Kurse am japanischen Aktienmarkt scheinen diese Zuversicht zu untermauern.

Japans Aktienmarkt ist nicht klein

Es gibt also Gründe, Anlagen in japanischen Aktien zur Diversifikation eines Depots in Betracht zu ziehen. Zu beachten ist das grundsätzliche Währungsrisiko, das sich bei Investitionen im Ausland aus schwankenden Wechselkursen ergibt. Ansonsten sind japanische Aktien relativ einfach zu kaufen und zu verkaufen. Viele große japanische Unternehmen werden auch an deutschen Börsen in Euro gehandelt. Zudem ist der japanische Aktienmarkt gemessen an der Marktkapitalisierung der viertgrößte nach den USA, China und EURONEXT (Börsenverbund von 7 europäischen Ländern). 

Insgesamt sind an den japanischen Börsen über 3.900 Unternehmen gelistet – die Auswahl ist also relativ groß. Zum Vergleich: In den USA sind über 8.200, in China über 5.300 und an der EURONEXT über 3.500 Unternehmen gelistet. An den deutschen Börsen gibt es rund 660 inländische Werte. Anlegerinnen und Anleger, die kein Stock Picking betreiben möchten, haben die Möglichkeit, über ETF, Fonds und Indextracker breiter gestreut in Japan zu investieren. Hierfür stehen verschiedene Produkte auf japanische Indizes zur Verfügung.

Nikkei: Warum „225“?

Das bekannteste Kursbarometer ist der eingangs erwähnte Nikkei 225, der 1950 erstmals veröffentlicht wurde. Er setzt sich aus 225 hochliquiden Aktien des Prime Market der Tokioter Börse zusammen. Bei der Auswahl der Indexmitglieder wird auch die Branchengewichtung berücksichtigt. Verantwortlich für die Zusammenstellung ist der Nikkei-Zeitungsverlag. Funfact: Die krumme Aktienzahl von 225 hat heute keine besondere Bedeutung. Laut Nikkei gibt es keine genauen Aufzeichnungen darüber, warum damals bei der Einführung des Index 225 Werte festgelegt wurden. Da der Name Nikkei 225 bekannt und etabliert war, entschied man sich, die Zahl beizubehalten.  

Eine Besonderheit des Nikkei 225 ist seine Berechnung als kursgewichteter Index. Das bedeutet, dass ausschließlich die Höhe der jeweiligen Aktienkurse (bereinigt um den Nennwert) für die Gewichtung im Index ausschlaggebend ist. Die Börsenkapitalisierung spielt keine Rolle. Aktien mit hohen Kursen haben somit ein höheres Gewicht als Aktien mit niedrigen Kursen. Die aktuellen Schwergewichte sind Fast Retailing, Tokyo Electron, Advantest, Softbank und Shin-Etsu Chemical. 

TOPIX mit über 2.000 Werten

Von den fünf genannten Unternehmen gehört Tokyo Electron auch zu den Schwergewichten im Tokyo Stock Price Index (TOPIX), einem weiteren wichtigen Index für den japanischen Aktienmarkt, der 1969 eingeführt wurde. In seinen Top 5 sind derzeit außerdem Toyota Motor, Sony, die Mitsubishi UFJ Financial Group und Keyence. Mit rund 2.150 Werten deckt das Kursbarometer einen Großteil des japanischen Aktienmarktes ab. Er unterscheidet sich vom Nikkei 225 nicht nur in der Anzahl der enthaltenen Werte, sondern auch in der Berechnung. Der TOPIX ist ein nach der jeweiligen Marktkapitalisierung der Indexmitglieder gewichteter Index, wobei nur die Aktien berücksichtigt werden, die sich im Streubesitz befinden.

Der Neue: JPX-Nikkei Index 400

Wer es eine Nummer kleiner mag, kann einen Blick auf den JPX-Nikkei Index 400 werfen, der, wie der Name schon sagt, „nur“ 400 Werte umfasst und ebenfalls ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index ist. Das 2006 erstmals berechnete Kursbarometer ist das jüngste am japanischen Aktienmarkt. Es setzt sich nach Angaben der Entwickler aus Unternehmen zusammen, die eine hohe Attraktivität für Investoren aufweisen und den Anforderungen globaler Investmentstandards wie effizienter Kapitaleinsatz und anlegerorientierte Managementperspektiven genügen. Neben Marktkapitalisierung und Handelsvolumen werden daher weitere quantitative und qualitative Faktoren wie Eigenkapitalrendite, operativer Gewinn, die Anwendung des internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS sowie die Veröffentlichung von Bilanzen und anderen Informationen in englischer Sprache bei der Auswahl berücksichtigt.

Die Klassiker: MSCI-Indizes

Neben den japanischen Kursbarometern hat auch der Indexanbieter MSCI verschiedene Japan-Indizes aufgelegt. Beispiele sind der MSCI Japan Index, der MSCI Japan Investable Market Index oder der MSCI Japan ESG Screened Index. Auf diese Indizes sind Anlageprodukte, insbesondere ETFs und Fonds, verfügbar. 

Der MSCI Japan Index wurde entwickelt, um die Wertentwicklung großer und mittelgroßer Unternehmen auf dem japanischen Markt abzubilden. Der Index umfasst 225 Werte und deckt rund 85 % der um den Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung aller japanischen Aktien ab. Der MSCI Japan Investable Market Index (IMI) wiederum enthält 1.088 kleine, mittlere und große Einzeltitel und erreicht damit eine Marktabdeckung von rund 99 %.

Welcher ist der „beste“ japanische Index?

Abschließend wird die Performance des Nikkei 225, des TOPIX, des JPX-Nikkei 400 und des MSCI Japan JPY über die letzten 10 Jahre verglichen (siehe Abbildung). Es fällt auf, dass sich diese vier Kursbarometer in etwa gleich entwickelt haben und sich kein Index durch eine konstante positive oder negative Abweichung von den anderen Indizes abhebt. 

Gleichzeitig wird deutlich, dass der Nikkei 225 in 5 der letzten 10 Jahre die beste, in den letzten 5 Jahren aber auch zweimal die schlechteste Performance aufwies. Der Nikkei 225 könnte daher, auch aufgrund seiner Medienpräsenz, sicherlich die erste Anlaufstelle sein, wenn man ein breit gestreutes Investment in Japan sucht. Aber auch die anderen Indizes können in den Auswahlprozess einbezogen werden.

Performance-Vergleich japanischer Indizes

Performance-Vergleich Aktien Index Japan

Hinweis: Historische Wertentwicklungen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

Investment-Beispiele:

Produkttyp  Name ISIN  Währung Aktueller Kurs
ETF  Xtrackers Nikkei 225 UCITS ETF LU0839027447 JPY  24,75 EUR
ETF  iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF IE00B4L5YX21 USD  50,98 EUR
ETF  Amundi Japan TOPIX II UCITS ETF FR0010245514  EUR  161,12 EUR
ETF  Invesco JPX-Nikkei 400 UCITS ETF IE00BPRCH686  JPY  181,00 EUR
Fonds  JPMorgan Investment Funds – Japan Strategic Value Fund LU0329204894  EUR  155,09 EUR
Fonds  Fidelity MSCI Japan Index Fund IE00BYX5N771  EUR  7,45 EUR
Fonds  BNP Paribas Japan Small Cap Classic Cap Fund LU0251807987  EUR  113,56 EUR
Fonds  Goldman Sachs Japan Equity  LU0273689488  EUR  376,50 EUR
Index-Zertifikat  Societe Generale - Multi Fee Tracker auf Nikkei 225 DE000SW26AM1  - 11,66 EUR
Index-Zertifikat  DZ BANK - Quanto Endlos-Zertifikat auf Nikkei 225 DE000DZT7EM5  - 39,43 EUR

Stand: 08.04.2024 

Autor: Thomas Behnke

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