So ist das Vermögen in Deutschland verteilt

Warum die Schere größer wird

Aktuelles 4 min Lesedauer 15.04.2024
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Das Vermögen der Menschen in Deutschland ist extrem ungleich verteilt. So besitzen nach der Auswertung „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF) der Bundesbank zehn Prozent der Bevölkerung rund 60 Prozent des Gesamtvermögens. Auf 50 Prozent der Bevölkerung entfallen dagegen mit einem Nettovermögen von 400 Milliarden Euro nur 2,3 Prozent des Gesamtvermögens.

Dass die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland nichts Neues ist, zeigt die Studie des Exzellenzclusters ECONtribute der Universitäten Bonn und Köln. Die Forschenden haben dabei erstmals untersucht, wie sich die Vermögensverteilung in Deutschland über mehr als 120 Jahre entwickelt hat. Für das Papier mit dem Titel „Die Verteilung der Vermögen in Deutschland von 1895 bis 2018“ prüften die Autoren und Autorinnen unter anderem historische Steuerdaten, weitere Studien und Umfragen und analysierten Vermögenseinstufungen der vergangenen 125 Jahre.

Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass die Schere zwischen Arm und Reich – sie gab es von Anbeginn der Zeitleiste an – heutzutage weiter auseinanderklafft. „Es wird deutlich, dass die Wohlstandsunterschiede nach wie vor extrem hoch sind und seit den 1990er Jahren zugenommen haben“, sagt der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty von der Paris School of Economics. Laut Studie haben sich das Vermögen und seine Verteilung in Deutschland wie folgt entwickelt:

  • Besonders seit der Wiedervereinigung hat die Ungleichheit stark zugenommen: Die reichsten 50 Prozent der Deutschen haben seit 1993 ihr Nettovermögen nahezu verdoppelt. Die ärmere Hälfte hingegen hat kaum Vermögen dazubekommen.
  • Die Reichen werden immer reicher: Das Durchschnittsvermögen der reichsten zehn Prozent war 1993 fünfzigmal so hoch wie das der ärmeren Hälfte. Im Jahr 2018 besaßen die reichsten zehn Prozent dann das Hundertfache der unteren Hälfte.
  • Die ärmere Hälfte verliert Anteile am Gesamtvermögen: Sie besaß 2018 etwa drei Prozent am Gesamtvermögen der Deutschen – 1993 waren es noch fünf Prozent. Damit hat sich der Anteil innerhalb von 25 Jahren nahezu halbiert.
  • Besonders ausgeprägt ist der Anstieg der Vermögensungleichheit in Ostdeutschland.
  • Allerdings mussten die Allerreichsten über das vergangene Jahrhundert hinweg auch Einbußen hinnehmen. Laut Studie hat das reichste Prozent der Deutschen 1895 die Hälfte des Gesamtvermögens besessen – inzwischen sind es nur noch rund 25 Prozent. Der Rückgang erfolgte fast ausschließlich in einer Generation – nämlich zwischen dem 1. Weltkrieg und den früheren 1950er-Jahren.

Zugang zu Kapitalmarkt und Immobilienbesitz

Welche Umstände führen dazu, dass Reiche reicher werden und die anderen Haushalte ihr Vermögen nicht vermehren? Laut Studie gibt es folgende Gründe:

  • Kapitalgewinne: Vor allem die reichsten Menschen in Deutschland profitieren mit ihren Kapitalanlagen von steigenden Aktienkursen.
  • Immobilienboom: Die obere Mittelschicht konnte ihr Vermögen durch Immobilienbesitz vergrößern.
  • An den Haushalten der ärmeren Hälfte ist die Entwicklung auf dem Aktien- und Immobilienmarkt nahezu vorbeigegangen.

Für den Ökonomen Piketty ist die Vermögensverteilung in Deutschland alarmierend: „Der begrenzte Zugang zu Eigentum und wirtschaftlicher Teilhabe der unteren Bevölkerungshälfte sowie die große Konzentration von Reichtum und wirtschaftlicher Macht an der Spitze sollten Deutschland und Europa insgesamt Sorgen bereiten.“

So legen Arm und Reich ihr Vermögen an

Wie sich das Vermögen der privaten Haushalte zusammensetzt, hat wiederum die Deutsche Bundesbank analysiert.

  • Die vermögensärmere Hälfte der Bevölkerung setzt vor allem auf risikoarme Anlageformen wie Einlagen und Versicherungsansprüche.
  • Haushalte mit mehr Vermögen halten hingegen einen deutlich größeren Umfang an Kapitalmarktinstrumenten und vor allem Immobilien- und Betriebsvermögen.

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