Gender Investment: Wer legt besser an?

So investieren Frauen und Männer an der Börse

Geldanlage 4 min Lesedauer 10.07.2024
Frauen sitzen in einem Café

Frauen kümmern sich um den Haushalt – und Männer um die Finanzen. Klassische Rollenbilder wie diese sind längst veraltet. Zu Recht! Denn der Blick auf aktuelle Zahlen zeigt, dass Frauen bei der Geldanlage einen Vorsprung haben: Sie investierten zwar netto weniger als Männer, konnten aber durchschnittlich höhere Renditen erwirtschaften. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der ING.

Frauen an der Börse: Weniger Investitionen – mehr Rendite

Frauen und Männer legen Geld unterschiedlich an. Das zeigt die ING-Analyse, für die Wertpapierdepots von etwa 2,5 Millionen Kundinnen und Kunden im Zeitraum von Januar 2019 bis Dezember 2023 anonymisiert ausgewertet wurden.

Mit einem durchschnittlichen Kaufvolumen von ca. 16.000 Euro investieren Frauen im Schnitt 11.000 Euro weniger als Männer mit ca. 27.000 Euro. Was auffällt:

  • Frauen hatten 2023 eine um 0,5 Prozentpunkte bessere Portfolio Performance als Männer.
  • Auffällig ist, dass bei der Altersaufteilung Frauen erst im höheren Alter eine bessere Performance aufzeigen.
  • Die Depotentwicklungen der vergangenen fünf Jahre zeigen einen positiven Trend bei der Anzahl von Frauen mit Depot zwischen 25 und 34 Jahren (weibliche Kunden +5,4 Prozentpunkte, männliche Kunden +2,8 Prozentpunkte).
  • Der Anteil des ETF-Volumens am durchschnittlichen gesamten Depotvolumen hat sich zu 2023 fast verdoppelt und beträgt etwa ein Drittel.
  • Aktien bleiben Top Investmentprodukt: Der relative Aktienanteil ist im Trendverlauf mit minus 6 Prozentpunkten rückläufig.

Behavioural-Finance-Theorie: Selbstüberschätzung behindert Männer an der Börse

Studien zeigen immer wieder, dass das weibliche Geschlecht beim Anlegen tendenziell erfolgreicher ist. Doch warum ist das so? Eine mögliche Antwort gibt die Behavioural Finance-Forschung (auf Deutsch: verhaltensorientierte Finanzökonomie). Sie untersucht, vereinfacht gesagt, wie es zu suboptimalen Finanzentscheidungen kommt. Dabei haben Brad Barber und Terrance Odean in ihrer Studie „Boys will be Boys: Gender, overconfidence and common stock investment“ die Selbsteinschätzung der Geschlechter untersucht und festgestellt: Männer überschätzen sich gern selbst. Sie erzielten oft weniger Rendite, weil sie ihre Aktien signifikant häufiger handelten als Frauen. Ein Verhalten, das an der Börse zu Nachteilen führen kann.

Gender Investment: Warum legen Frauen weniger an?

Obwohl sie etwas erfolgreicher sind, bleiben Frauen beim Anlegen zurückhaltend. Eine aktuelle Analyse des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt, dass 2023 4,7 Millionen Frauen Aktien, Fonds oder ETFs im Depot haben. Der Anteil an Männern sinkt um 520.000 auf 7,6 Millionen: Der Abstand verkleinert sich im zweiten Jahr in Folge. Ein Grund dafür könnte der sogenannte Gender Wealth Gap sein, der die Vermögensunterschiede zwischen Männern und Frauen beschreibt.

Im Jahr 2023 verdienten Frauen weltweit durchschnittlich rund 18 Prozent weniger als Männer. Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland, erklärt: „Eine Folge der geringeren Einkommen ist, dass Frauen deutlich schlechter sozial abgesichert sind und weitaus seltener Anspruch auf eine Rente haben”. Frauen haben demnach schlichtweg weniger Einkommen zur Verfügung, das sie anlegen können.

Geschlechterunterschiede beim Finanzwissen

Doch nicht nur das Einkommen spielt beim Aktiensparen eine Rolle: Aufgrund von vermeintlich fehlendem Finanzwissen und mangelndem Selbstvertrauen schrecken viele Frauen davor zurück, Geld anzulegen. Das ergab eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituts ZEW. Teilnehmerinnen der Studie schätzten den Forschern zufolge ihr Finanzwissen häufig geringer ein, als es tatsächlich ist.

Geldanlage: Mehr Selbstvertrauen ist gefragt

Diese Unsicherheit hat Folgen: „Mangelndes Selbstvertrauen kann zu großen Unterschieden im Finanzverhalten und in der Vermögensbildung führen“, betont Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Finanzmärkte und Finanzmanagement“ und rät: „Frauen sollten daher sowohl in ihr Finanzwissen investieren als auch mehr Vertrauen in ihr eigenes Wissen haben.“ Denn aktuell schlummert in weiblichen Anlegerinnen noch jede Menge ungenutztes Potenzial.

Übrigens: Hier finden Sie Anlage-Tipps für Frauen.

Lass Deine Finanzen Fahrt aufnehmen. Mit dem Direkt-Depot.

Mal neue Ziele verfolgen und mit Wertpapieren handeln? Unser Direkt-Depot vereint viele Vorteile und macht Ihnen den Einstieg einfach.

Direkt Depot