Finanzstart mit dem ersten Gehalt
Was beim Sparen wirklich zählt
Mit dem ersten Job und dem ersten Gehalt stehen viele junge Menschen plötzlich auch vor der ersten großen Entscheidung: Was tun mit dem Geld? Wer nach Studium oder Ausbildung zum ersten Mal finanziell auf eigenen Beinen steht, muss plötzlich nicht mehr nur seine Fixkosten stemmen, sondern auch darüber nachdenken, wie und wofür er oder sie Geld beiseitelegen möchte. Doch welchen Anteil des Gehalts sollte man investieren? Wie kann man am besten für die Altersvorsorge planen? Und wie gelingt es, von Anfang an einen soliden Notgroschen aufzubauen?
Was ist die Sparquote?
Eine erste Orientierung bietet ein Blick auf die sogenannte Sparquote. Sie verrät, wie viel Prozent des verfügbaren Einkommens Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sparen, etwa auf einem Tagesgeldkonto oder in einem ETF-Sparplan. Wer beispielsweise bei einem Nettoeinkommen von 2.500 Euro pro Monat 250 Euro beiseitelegt, kommt auf eine Sparquote von 10 %.
Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge lag die Sparquote in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 bei 11,1 %. Das entspricht einem monatlichen Sparbetrag von 280 Euro pro Einwohnerin und Einwohner. Allerdings handelt es sich dabei um einen Durchschnittswert, der keine Rückschlüsse auf einzelne Personen zulässt, so Destatis: „Abhängig von Einkommenshöhe, Lebenslage und Sparneigung gibt es sehr deutliche Unterschiede. Während einige Haushalte viel Geld auf die Seite legen können, bleibt bei anderen am Ende des Monats wenig oder nichts übrig.“
Starre Finanzplanung? Lieber nicht.
Es gibt unterschiedliche Faustregeln, die die Frage beantworten sollen, wie viel Geld man auf die hohe Kante legen sollte. Eines der bekanntesten Beispiele ist die 50-30-20-Regel: 50 % des Gehalts sollen demnach für Fixkosten aufgewendet werden, 30 % für Freizeit und persönliche Wünsche und 20 % für Sparen und Altersvorsorge. Klingt gut – ist aber oft nicht realistisch. „Wer beispielsweise in Hamburg oder München eine Wohnung finanzieren muss, wird es im Leben nicht hinkriegen, so zu sparen“, erklärt Sandra Klug, Abteilungsleiterin Geldanlage, Altersvorsorge und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH). Der Lebensalltag sei oft komplexer als jede Rechenformel. Viel wichtiger sei es, individuell zu prüfen, was möglich ist – und vor allem: überhaupt anzufangen.
Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen
Am Anfang sollte dabei eine grundlegende Bestandsaufnahme stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen: Wofür gebe ich wie viel aus? „Ein Haushaltsbuch mit allen Einnahmen und Ausgaben – egal ob in Papierform, als Excel-Liste oder über eine App – hilft enorm, um ein Gefühl für die eigene Finanzlage zu bekommen“, so Verbraucherschützerin Klug. Gerade im ersten Job sei das entscheidend, denn: „Man muss erstmal ein Gefühl dafür entwickeln. Das geht nicht vom einen auf den anderen Monat.“
Notgroschen oder ETF – was kommt zuerst?
Der Aufbau eines Notgroschens gilt vielen als erste große Sparhürde. Dennoch ist er essenziell, sagt Sandra Klug: „Je nach Bedarf, Lebensstil und persönlichem Sicherheitsbedürfnis sollte man zwei bis fünf Netto-Monatsgehälter zurücklegen – am besten auf einem Tagesgeldkonto, damit man flexibel darauf zugreifen kann.“ Gleichzeitig spricht nichts dagegen, schon frühzeitig parallel Geld anzulegen – zum Beispiel 50 Euro in einen ETF-Sparplan und 50 Euro für den Notgroschen. Denn, so die Verbraucherschützerin: „Wer früh startet, profitiert langfristig vom Zinseszinseffekt.“
Teure Finanzfallen meiden
Was viele Berufseinsteigende bei der langfristigen Finanzplanung unterschätzen: Nicht jedes vermeintlich sichere Produkt zur Altersvorsorge ist auch ein sinnvolles. „Finger weg von kapitalbildenden Versicherungen“, rät VZHH-Expertin Klug entschieden. Auch bei Riester- und Betriebsrentenmodellen sei genaues Hinschauen angesagt: „Was oft als steuerlicher Vorteil verkauft wird, bedeutet später Nachteile bei gesetzlicher Rente und Krankenversicherung.“
Früh anfangen – aber im eigenen Tempo
Ob ETF-Sparplan, Notgroschen oder Haushaltsbuch: Wichtig ist, möglichst früh mit dem Thema Sparen zu beginnen – aber ohne sich zu überfordern. Jeder Mensch hat unterschiedliche Lebensrealitäten, Prioritäten und finanzielle Spielräume. Es gibt nicht die eine Lösung für alle – aber es gibt immer einen Weg, der zu einem passt.
Top-Tipps: So gelingt der Sparstart beim Berufseinstieg
- Fixkosten prüfen, existentiell bedrohliche Risiken absichern
- Einnahmen und Ausgaben überblicken
- Realistische Sparquote festlegen
- Parallel Notgroschen aufbauen und investieren
- Altersvorsorge-Produkte kritisch prüfen