FOMO bei der Geldanlage

So bewahren Sie einen kühlen Kopf

Geldanlage 5 min Lesedauer 05.12.2024

„Hat man Aktien, so zittert man, sie könnten fallen; hat man keine, so zittert man, sie könnten steigen.“ Mit dieser Weisheit bringt Börsenlegende André Kostolany das FOMO-Phänomen bei der Investition prägnant auf den Punkt.

Die Angst, etwas zu verpassen – im Englischen bekannt als „Fear Of Missing Out“ oder kurz FOMO – ist auch im Alltag allgegenwärtig. Doch was bei dem verpassten Konzert oder der ausgelassenen Party vielleicht noch verschmerzbar ist, kann bei der Geldanlage schwerwiegende finanzielle Folgen haben. Besonders in Zeiten von Social Media, dem Verfolgen von Trends und einer ständigen Informationsflut treffen viele Anlegerinnen und Anleger ihre Investitionsentscheidungen ohne eine klare Strategie, und nicht selten mit der Angst, womöglich lukrative Chancen zu verpassen.

Wie FOMO unsere Investitionsentscheidungen beeinflusst

Die Vorstellung, dass andere profitable Geschäfte abwickeln, während man selbst außen vor bleibt, kann intensive Gefühle hervorrufen und zu Fehlentscheidungen führen. Diese emotionalen Investitionsentscheidungen werden häufig durch spektakuläre Erfolgsgeschichten befeuert: Menschen, die durch frühzeitige Investments in Kryptowährungen oder Meme-Aktien vermeintlich über Nacht reich geworden sind. Die mediale Berichterstattung und die Verbreitung solcher Geschichten in sozialen Netzwerken verstärken den Druck, ebenfalls Teil dieser Erfolgsgeschichte sein zu wollen.

„Wenn der Kurs einer Anlage schnell und impulsiv steigt, verspüren viele Anleger diese Fear of Missing Out und kaufen mitten in den explosiven Anstieg hinein“, sagt Florian Sondershausen, Experte für Kryptowährungen und Geschäftsführer der Sondershausen Media GmbH. Das Investment werde also zu unnötig hohen Kosten getätigt, nur weil für die Zukunft ein weiterer Kursanstieg angenommen wird. „Kommt danach dann die unvermeidliche Korrekturphase, geraten die Investoren angesichts sinkender Kurse wiederum in Panik und verkaufen die Position im Minus“, so Anlageprofi Sondershausen. Im ungünstigsten Fall komme dieses irrationale Verhalten mehrmals hintereinander vor, und das Kapital werde langfristig aufgezehrt.

Kryptowährungen als Paradebeispiel für FOMO-getriebene Investments

Der Kryptomarkt zeigt besonders deutlich, wie FOMO und Investitionen zusammenhängen. Als die hochspekulative Digitalwährung Bitcoin im Jahr 2021 ein zwischenzeitliches Allzeithoch von über 68.000 US-Dollar erreichte, strömten zahlreiche Privatanlegerinnen und -anleger in den Markt – viele von ihnen getrieben von der Angst, den nächsten großen Kurssprung zu verpassen. Dabei ignorierten sie fundamentale Bewertungskriterien und folgten blindlings der Masse, was zu einer Blasenbildung und in der unvermeidlich folgenden Abwärtskorrektur zu teils heftigen Verlusten führte.

Die Psychologie hinter emotionalen Investitionen

Die Angst, wichtige Kursgewinne von der Seitenlinie mitzuerleben, ist für Anlegende nur ein Teil des Problems. Ein weiterer bedeutender Faktor ist das Wissen, dass „alle anderen“ bereits investiert sind. Diese Wahrnehmung hat weitreichende psychologische Folgen. Die vermeintliche Sicherheit der Gruppe spielt hier eine wesentliche Rolle: Wenn viele andere Personen dieselbe Investitionsentscheidung treffen, fühlt sich die eigene weniger riskant an. Denn im Fall eines Verlustes steht man nicht allein da. Die lähmende Angst vor Fehlentscheidungen wird durch diese geteilte Verantwortung gemindert – allerdings nur scheinbar.


Oftmals laufen emotionale Entscheidungen in diesen drei Schritten ab:

  1. „Expertinnen und Experten“ weisen den Weg

Viele Anlegende folgen bereitwillig den Empfehlungen selbsternannter Börsenexpertinnen und -experten. Der Grund liegt auf der Hand: Verluste sind zwar schmerzlich, lassen sich aber einfacher verkraften, wenn man die Verantwortung auf andere abwälzen kann. Besonders im familiären und freundschaftlichen Umfeld fällt es leichter zu erklären, dass man auf einen „falschen Tipp“ gehört hat.

  1. Man läuft mit „der Herde“ mit

Das Verhalten einzelner Anlegerinnen und Anleger wird stark vom Verhalten der Gruppe beeinflusst. Daraus entsteht der sogenannte Herdentrieb: Menschen neigen dazu, das Verhalten anderer zu kopieren – ähnlich wie Lemminge. Steigt eine Aktie, löst dies weitere Käufe aus – unabhängig von der tatsächlichen Bewertung. Fällt der Kurs, verkaufen viele in einer Art Kettenreaktion.

  1. Man handelt überstürzt

Bei hype-basierter Geldanlagen verstärkt sich dieser Mechanismus noch. Wenn wir sehen, wie andere Menschen scheinbar mühelos Gewinne einfahren, erhöht sich der Druck, gleichfalls einzusteigen, bevor es möglicherweise zu spät ist. Diese Prozesse können dazu führen, dass Anlegende die Risiken von Investitionen unterschätzen und überstürzt handeln.

Strategien gegen emotionsgetriebene Anlageentscheidungen

Um sich vor den Risiken von FOMO-getriebenen Investitionen zu schützen, empfehlen Fachleute folgende Strategien:

  • Entwickeln Sie eine Handelsroutine und eine langfristige Anlagestrategie und halten Sie daran fest.
  • Definieren Sie Ihre konkreten Handelsziele und den Zeithorizont, wann Sie diese erreichen wollen.
  • Setzen Sie sich klare Regeln für Investments und erstellen Sie einen Handelsplan mit Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten.
  • Hinterfragen Sie kritisch, woher Ihre Investmentideen stammen.
  • Recherchieren Sie gründlich und verlassen Sie sich nicht auf Social-Media-Tipps oder flüchtige Wünsche.
  • Investieren Sie nur Geld, dessen Verlust Sie verschmerzen können.

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