Was sind Meme-Aktien?

Wie Online-Communities die Kurse treiben

Die Kurse bestimmter Aktien schießen scheinbar aus dem Nichts plötzlich durch die Decke, ohne dass starke Geschäftszahlen oder neue Großaufträge vorliegen. Hinter solchen scheinbar spontanen Bewegungen stehen häufig keine konkreten Nachrichten, sondern gezielte Social Media-Hypes und virale Trends. Man spricht dabei von Meme-Aktien, oft auch Meme Stocks genannt: Titel, deren kurzfristige Kursentwicklung stark von Übertreibung, Emotionen und Geschichten in den Sozialen Medien geprägt wird.

Statt nüchterner Analysen dominieren zugespitzte Erzählungen und gemeinschaftliche Aktionen. Ein Kernmerkmal von Meme-Aktien ist die Macht der Community, etwa auf der Diskussionsplattform Reddit, die eine Aktie in den Fokus rückt und so mitunter Nachfrage, Diskussionen und teils heftige Kurssprünge auslöst. „Das große Risiko bei Meme-Aktien besteht darin, dass die Bewertung nicht auf klassischen Kennzahlen beruht“, warnt der Kölner Finanzexperte Markus Richert von der Portfolio Concept Vermögensmanagement. „Der Hype wird in Online-Foren gezündet und verbreitet sich schnell in sozialen Netzwerken. Keiner weiß, wann die Party vorbei sein wird.“

Wie entstehen Meme-Aktien?

Am Anfang steht fast immer eine Geschichte, die Menschen berührt, zum Beispiel ein unterschätztes Unternehmen oder ein sichtbarer Konflikt mit großen Leerverkäufern wie Hedgefonds. Diese Erzählung verbreitet sich über Soziale Medien oder Diskussionsforen – sie geht viral. Wird die Geschichte häufig genug geteilt, entsteht eine Gruppendynamik: Mehr User folgen, mehr Privatanlegende wollen auf den fahrenden Zug aufspringen und kaufen, die Aufmerksamkeit steigt weiter. So entsteht ein Kreislauf: Aufmerksamkeit zieht Kapital an, Kapital erzeugt Kursbewegungen, Kursbewegungen schaffen neue Aufmerksamkeit.

Gleichzeitig wirken handfeste Marktmechanismen: Kaufen viele Menschen gleichzeitig, steigt der Preis. Setzen viele zusätzlich über Kaufoptionen auf steigende Kurse, müssen Verkäuferinnen und Verkäufer dieser Optionen zur Absicherung echte Aktien erwerben – das verstärkt die Bewegung. Umgekehrt gilt: Lässt die Begeisterung nach oder verkaufen viele zeitgleich, dreht sich die Dynamik rasch ins Gegenteil. Psychologie spielt daher eine zentrale Rolle: Herdenverhalten, Bestätigungsfehler und Verlustaversion prägen Entscheidungen spürbar.

Der Fall GameStop: Ein Wendepunkt

Die bislang berühmteste Meme-Aktie dürfte die GameStop-Aktie sein. Anfang 2021 veröffentlichte der YouTuber Roaring Kitty mehrere Videos, in denen er die GameStop-Aktie als besonders aussichtsreich darstellte. Das Unternehmen, das hauptsächlich Zubehör für Videospiele vertreibt, war bis dahin außerhalb der Gaming-Community kaum bekannt, was sich jedoch mit den Videos schnell änderte: Zahlreiche Anleger entschieden sich zum Kauf der Aktie. Begünstigt wurde dieser Trend auch durch leicht zugängliche Online-Broker-Apps, die den Handel stark vereinfachten. Die rasant steigende Nachfrage ließ den Aktienkurs in die Höhe schnellen, sodass er innerhalb weniger Tage ein Plus von rund 2.000 Prozent verzeichnete. Ebenso rasant ging es nach diesem Höhepunkt dann allerdings auch wieder bergab.

Chancen und Risiken für Anleger

Meme-Aktien scheinen vielen Menschen ein niedrigschwelliger Einstieg in die Welt der Börse zu sein. Manche entdecken dadurch erst ihr Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, Unternehmensstrategien und der Funktionsweise von Märkten. Das große Versprechen lautet: Wer frühzeitig eine aufkommende Meme-Aktie identifiziert, investiert und den richtigen Moment zum Ausstieg erwischt, kann hohe Gewinne erzielen.

Die Risiken sind jedoch erheblich. Gerüchte, falsche Behauptungen und übertriebene Erfolgsgeschichten können zu unüberlegten Käufen verleiten. Anleger müssen sich zudem fragen, warum gerade eine bestimmte Aktie gepusht wird. Kurse können innerhalb weniger Stunden stark steigen oder fallen. Wer sein gesamtes Erspartes einsetzt, kann hohe Verluste erleiden.

Der Börsenexperte Jens Rabe, Gründer und Geschäftsführer der Rabe Unternehmensgruppe, rät beim Kauf von Aktien grundsätzlich zur Vorsicht. So sollte immer eine gute Recherche im Vorfeld erfolgen, um zu erkennen, welches Geschäftsmodell ein Unternehmen verfolgt, und welche Prognosen für dessen Erfolg bestehen. „Gerade bei Meme-Aktien empfiehlt sich dies, da sie als unbeständig gelten und sie immer wieder hohe Schwankungen aufweisen“, warnt er. Zudem gehöre auch die Diversifikation zu einer durchdachten Aktienstrategie. All diese Faktoren seien entscheidend für eine gute Investitionsstrategie.

Diese Warnzeichen sollten Sie kennen

Typische Anzeichen, dass es sich bei einem Wertpapier um eine Meme-Aktie handelt, sind auffällig häufige Erwähnungen in sozialen Medien, intensive Diskussionen auf in Foren wie Reddit oder rasante Kursschwankungen. Achten Sie darauf, ob die Begeisterung vor allem aus Memes, Slogans und Stimmungsbildern besteht oder ob nachvollziehbare Argumente vorliegen. Schauen Sie auf die Vielfalt der Meinungen in der Community, nicht nur auf spektakuläre Gewinnmeldungen. Je mehr unabhängige Informationen Sie einbeziehen, desto besser.

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