Ökostrom: Droht im Winter eine Lücke?

Warme Heizung trotz Energiewende

Deutschland steigt im Rahmen der Energiewende sukzessive aus Kohlestrom aus. Mit Blick auf die Zahlen des Umweltbundesamts wird deutlich: Der Anteil an erneuerbaren Energien im Stromsektor steigt in Deutschland. So erreichte er im Jahr 2024 einen Wert von rund 54%. Etwa 285,9 Milliarden kWh Strom wurden aus Sonnen- und Windenergie, Biomasse und Wasserkraft erzeugt – 10 Milliarden kWh mehr als im Vorjahr, was ein Plus von 4% ausmacht.

Wenn die Tage nun kürzer werden und die Temperaturen sinken, halten wir uns vermehrt in Innenräumen auf. Heizung, Licht und Fernseher laufen häufiger, der Strombedarf steigt. Weht draußen kaum ein Lüftchen und die Sonne ist ein selten gesehener Gast, stellt sich die Frage: Was bedeutet das für den Ökostrom?

Wenig Sonnenlicht, wenig Wind: Flaute in der Stromversorgung?

Fallen Wind und Sonnenenergie gering aus, sprechen Expertinnen uind Experten von einer „kalten Dunkelflaute“. „Eine Dunkelflaute kommt dann vor, wenn über mehrere Tage eine wetterbedingt geringe Stromerzeugung aus Photovoltaik zeitgleich mit einer Windflaute beziehungsweise Schwachwindlage auftritt“, erklärt eine Sprecherin von der Bundesnetzagentur.

Dunkelflauten sind für das Stromversorgungssystem in Deutschland nicht neu. „Es gab im laufenden Winter bereits drei Dunkelflauten, ohne, dass die Versorgungssicherheit beeinträchtigt gewesen wäre“, so die Sprecherin. Zwar bekommen wir im Winter nur etwa 150 bis 170 Sonnenstunden (je nach Region) anstatt über 700 Stunden Sonnenlicht im Sommer, doch die Stromversorgung aus Ökostrom ist dennoch gewährleistet. Die Bundesnetzagentur bestätigt: „Diese Konstellationen sind selten, da die Stromerzeugung aus Windenergie im Winter typischerweise wetterbedingt ansteigt.“

Erneuerbare Energien: Strombedarf ist im Winter gedeckt

Die Bundesnetzagentur sieht für diesen Winter also keine Gefahr einer Stromlücke, da genügend steuerbare Kapazitäten und Speicher zur Verfügung stehen würden. Prof. Dr. Claudia Kemfert ist Professorin für Energiewirtschaft und -politik an der Leuphana Universität sowie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin). Sie gibt ebenfalls Entwarnung: „Echte Dunkelflauten sind selten und zeitlich begrenzt. Deutschland ist auch in wind- und sonnenarmen Phasen gut versorgt.“ Der Grund: Wir verfügen über hohe gesicherte Leistungen:

  • flexible Kraftwerke,
  • europäische Stromverbünde,
  • Speicher mit inzwischen mehr als 160 GW installierter erneuerbarer Leistung, die sich saisonal gut ergänzt sowie
  • Biomasse (sie trägt mit rund 9 GW als wetterunabhängige Ergänzung).

Diese Leistungen stützen sich im Gesamtsystem auf Vielfalt, Flexibilität und europäische Integration. Das bedeutet: Je mehr erneuerbare Energie insgesamt im System vorhanden ist, desto geringer sind die Phasen, in denen teure fossile Kraftwerke einspringen müssen. 

Ökostrom im Winter: Fossile Kraftwerke sind keine Dauerlösung

Um auch im Zukunft Ökostrom im Winter zu gewährleisten, ohne auf Gas- und Kohlekraftwerke zurückgreifen zu müssen, sind flexible Lösungen notwendig: Dazu gehören laut Claudia Kemfert „Batterien, alle Speicher wie auch Pumpspeicher, steuerbare Verbraucher in Industrie und Gewerbe sowie eine bessere europäische Strommarktkopplung“. Der Kern liege jedoch in der Flexibilität und einer intelligenten Systemsteuerung – und nicht in neuen fossilen Kapazitäten.

Damit spielt Kemfert auf die Pläne der Bundesregierung an, die den Bau neuer fossiler Gaskraftwerke als sicherheitsrelevante Übergangstechnologie vorsieht. Das stößt auf Kritik. So stellte z. B. das Institut für Zukunfts-, Energie- und Stoffstromsysteme (IZES) eine im September 2025 erschienene Studie vor, wonach bereits Mitte der 2030er-Jahre Biogas erhebliche Beiträge zur Strom- und Wärmeversorgung leisten und Wasserstoff in einigen Anwendungen ersetzen könne.

Erhöhter Strombedarf kann erhöhter Preise zur Folge haben

Liefern Sonne und Wind weniger Energie im Winter, kann das die Preise erhöhen. Zudem müssen teurere Kraftwerk-Anlagen aus Kohle- und Erdgas einspringen. „Gleichzeitig steigt im Winter die Stromnachfrage“, sagt Claudia Kemfert. „Das treibt kurzfristig die Börsenpreise hoch.“ Die erhöhten Preise setzen laut Kemfert aber auch Investitionssignale, da sie flexible Lösungen (z. B. Speicher oder Power-to-Heat) wirtschaftlich attraktiver machen, was langfristig ein erneuerbares, resilientes Stromsystem stärke.

Was bedeuten höhere Preise von Ökostrom im Winter für den Privatkunden? Auf die Heizung und den Filmabend muss nicht verzichtet werden. „Auf die Endkundenstromtarife mit einem fest vereinbarten Strompreis haben die Preisspitzen keinen Einfluss, weil der im Vertrag vereinbarte Preis gilt“, erläutert eine Pressesprecherin der Bundesnetzagentur. Bei dynamischen Stromtarifen erhöhe sich dagegen der Endkundenpreis in Preisspitzen, sinke jedoch in Stunden sehr günstiger Stromerzeugung wieder. „Daher muss dieser Tarif in seinem Jahresdurchschnittspreis betrachtet werden.“

Fazit: Trotz erhöhtem Strombedarf in den dunklen Monaten kommt Ökostrom also nicht an seine (preislichen) Grenzen – auch nicht im Winter.

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