So ermitteln Sie Ihre Rentenlücke

Gut versorgt im Alter

Finanzwissen 5 min Lesedauer 07.12.2023

Mit der Rente über die Runden kommen? Für die meisten Deutschen ist das weit von der Realität entfernt. Denn häufig reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um alle Ausgaben im Alter zu decken. So haben Rentner*innen am 01.07.2022 durchschnittlich 1.152 Euro Rente erhalten, wie die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigen.

Für viele ist das zu wenig, um ihren Lebensstandard zu halten. Die Differenz zwischen dem Nettoeinkommen vor Renteneintritt und der finanziellen Absicherung im Alter nennt man auch Renten- oder Versorgungslücke, erklärt Wirtschaftsprofessor Michael Heuser vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA).

Die Deutschen erwarten eine große Rentenlücke

Die Rentenlücke bereitet den Deutschen Sorgen – das zeigt eine im März 2023 durchgeführte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Mentefactum im Auftrag der R+V Versicherung. 70% der 1.003 Befragten im Alter von 21 bis 65 Jahren erwarten demnach eine große bis sehr große finanzielle Versorgungslücke im Alter. Lediglich 4% rechnen der Erhebung zufolge damit, dass sie im Alter über die notwendigen finanziellen Mittel für ihren gewohnten Lebensstandard verfügen und 26% kalkulieren mit einer eher geringen Vorsorgelücke.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Rentenlücke zu beschäftigen. Das sieht auch Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) in Berlin so, denn: „Es tritt mit dem Wechsel aus dem Erwerbsleben in die Rentenphase eine völlig neue Situation bei den Einkünften ein.“ Damit es zu keinen bösen Überraschungen komme, solle man sich frühzeitig Gedanken über die finanzielle Situation im Alter machen. „Je früher man das macht, desto leichter ist es, sich mit weniger Aufwand ein finanzielles Polster anzuschaffen“, sagt Morgenstern.

So ermittelt man die Rentenlücke

Die individuelle Rentenlücke lässt sich in zwei Schritten ermitteln:

  1. Schritt: Rentenansprüche klären. Wie viel Rente bekomme ich eigentlich? Diese Frage steht am Anfang jeder Berechnung. Hier hilft ein Blick in die Renteninformation, die jährlich von der Deutschen Rentenversicherung verschickt wird. Neu: Alternativ kann man seine Rentenansprüche auch online über die digitale Renteninformation in Erfahrung bringen. Hinzu kommen laut Heuser noch Ansprüche aus der betrieblichen Altersvorsorge, der privaten Altersvorsorge, Immobilien, Ersparnisse und beispielsweise Lebensversicherungen oder Erbschaften. Zusammengerechnet ergibt das alles die Einnahmenseite.
  2. Schritt: Überblick über Ausgaben verschaffen. Nun kommt der etwas schwierigere Teil: Man muss seine Ausgaben im Rentenalter schätzen. Wie viel Geld benötige ich dann? Eine gängige Faustregel geht von etwa 80% des letzten Nettoeinkommens aus. „Diese Werte sind mit gewisser Vorsicht zu behandeln, denn es hängt von den individuellen Wünschen ab“, sagt Morgenstern. Einige Ausgaben fallen im Rentenalter weg: zum Beispiel die für den Arbeitsweg oder das möglicherweise abbezahlte Haus. Doch andere Ausgaben können hinzukommen, etwa für die gesundheitliche Versorgung, Urlaube oder Freizeitangebote.

Wer diese beiden Werte kennt, kann bereits eine grobe Berechnung der Rentenlücke vornehmen. In dieser Beispielrechnung steht der Einfachheit halber nur die gesetzliche Rente auf der Einnahmenseite:

Nettoeinkommen: 3.000 Euro

Zu erwartende Nettorente: 1.700 Euro

Zu erwartende Ausgaben (circa 80 % des letzten Nettoeinkommens): 2.400 Euro

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Rentenlücke: 700 Euro

 

Tipp: Online gibt es verschiedene Rechner, mit denen sich die Rentenlücke mit wenigen Mausklicken ermitteln lässt.

„Diese Ergebnisse sind mit Unsicherheiten verbunden“, warnt Morgenstern jedoch. Schließlich müsse man unter anderem einen Inflationstrend und einen Entwicklungstrend beim Rentenwert annehmen. Aber: „Wenngleich nur als grobe Schätzung, führt die Übung vor Augen, ob sich eine Deckungslücke auftut. Wenn ja, muss man handeln”, so Wirtschaftsprofessor Heuser.

Rentenlücke schließen: So geht’s

Es gibt mehrere Möglichkeiten, seine Versorgungslücke zu schließen:

  • Betriebliche Altersvorsorge: Morgenstern rät Angestellten als erstes dazu, sich beim Arbeitgeber nach Optionen bei der betrieblichen Altersvorsorge zu erkundigen. „Das sollte man nicht verschenken“, so der Experte. Mehr Informationen gibt es zum Beispiel auf der Seite der Verbraucherzentrale.
  • Private Altersvorsorge: „Am besten beginnt man direkt mit dem ersten Job damit”, empfiehlt Heuser. Eine beliebte Option ist hier das Aktiensparen. Schon kleine Summen können etwas bewirken. Daneben gibt es beispielsweise noch die Riester-Rente, Rürüp-Rente und private Renten- und Lebensversicherungen.

Es ist noch nicht zu spät

Selbst mit über 50 Jahren ist es noch nicht zu spät, um Kapital aufzubauen. „Überhaupt geht’s bei manchem dann erst richtig los: Kinder aus dem Haus, Hypothek so gut wie getilgt, mehr Einkommen durch höhere Arbeitszeiten, vielleicht stehen Erbschaften an”, sagt Heuser. Denn wer mehr Geld zur Verfügung hat, kann auch mehr in die Altersvorsorge investieren.

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