„Home Smart Home“ – Wenn die Technik Einzug hält | 28.06.2017

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Das Smartphone regelt das Licht, das Tablet die Heizanlage, und die Rollläden steuern sich alleine, wenn die Sonne auf die Fenster herabbrennt. Der Kühlschrank meldet fehlende Milch, während der Saugroboter seine Bahnen zieht. Zur Mittagszeit brutzelt der Ofen das vorbereitete Hähnchen. Das ist der Traum vom modernen Wohnen im Smart Home – was er kostet:
Kostenintensive Komplettsysteme beim Smart Home
Das Haus reguliert Wärme und Lüftung, erledigt manche Hausarbeit und ist immer ansprechbar – selbst wenn Sie tausend Kilometer weit weg im Urlaub weilen. Ein komplettes Smart Home hat seinen Preis. Verkabelte Systeme, die fest im Gebäude verbaut sind, sind für Bauherren oder Hauseigentümer geeignet und kosten 20.000 Euro. Nach oben ist die Preisskala offen. Allein für die Installation durch einen Fachmann in einer Vierzimmerwohnung rechnen Hersteller mit Gesamtkosten von bis zu 4.000 Euro.
Ein Einstiegspaket in Sachen Smart Home mit einer Steuerungszentrale („Gateway“), Sensoren und Schalter ist ab 200 Euro zu haben. Das reicht aus, um selbst eine Licht- oder Heizungssteuerung einzurichten. Für die Systeme per Funk ist oft ein Internetanschluss mit WLAN nötig. Manche Systeme beim Smart Home benötigen einen Zugang zum Heizungsregler des Hauses. Dies ist in Mietwohnungen meist nicht möglich und daher eher für Hausbesitzer geeignet.
Programmierbare Thermostate im Smart Home
Viele Funklösungen beim Smart Home lassen sich vom Laien schnell nachrüsten. Ein Beispiel ist das Nachrüsten der Heizkörper mit automatischen Thermostatventilen. Programmierbare Modelle, die die Heizung angepasst auf Ab- und Anwesenheiten der Bewohner über den Tag verteilt regeln, kosten rund 20 bis 30 Euro.
Die Stiftung Warentest prüfte Anfang 2017 programmierbare Thermostate und vergab fast durchgehend gute Noten. Die Montage ist simpel: Das smarte Gerät kommt an den Platz des klassischen Drehknopfes, teils ist ein Adapter nötig.
Digitale Heizsysteme im Smart Home
Digitale Heizsysteme im Smart Home sind ein riesiger Trend in der Branche – weil der Nutzer Geld spart. Eine digitale Heizanlage birgt gegenüber einem analogen Modell ein zusätzliches Einsparpotenzial von rund 15% Energie, wie Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie, sagt. Das passiert zum Beispiel über die Synchronisation von Anwesenheitszeiten des Kunden mit den Laufzeiten der Heizung. Ebenfalls möglich ist das Einlesen lokaler Wetterdaten, die helfen, die sogenannte Heizkurve zu optimieren. Positiver Nebeneffekt: Die neuen Technologien sorgen für einen bewussteren Umgang mit dem Heizen.
Die neuen Smart Home-Technologien können im Falle der Heizungssysteme mit Hilfe von GPS-Daten des Smartphones den Abstand zum Haus und die Dauer des Heimwegs berechnen. Darauf abgestimmt dreht sich die Heizanlage mit Hilfe von schlauen Thermostaten rechtzeitig hoch.
Technologien im Smart Home interagieren
Ein weiterer Vorteil: Der Regler erinnert sich an regelmäßige Unterbrechungen auf dem Heimweg, beispielsweise am Fitnessstudio, und berücksichtigt das bei der rechtzeitigen Heizungserwärmung. Und: Die einzelnen Technologien interagieren intelligent miteinander. Öffnen Sie ein Fenster, geht die Heizanlage automatisch aus. Nähert sich das vernetzte Auto dem Haus, erhöht sich die Raumtemperatur.
Kostengünstige Einzellösungen beim Smart Home
Leicht installieren lassen sich vernetzte Rauchmelder. Reagiert ein Sensor im Haus auf Rauch oder Feuer, informiert er per Funk alle anderen Geräte. Brennt es zum Beispiel im Keller, erreicht der Alarm selbst das Obergeschoss – und rettet nachts die schlafenden Bewohner. Wie viele Melder sich vernetzen lassen, hängt von dem System des Herstellers ab, erläutert die Initiative „Rauchmelder retten Leben“.
Bei der Lichtsteuerung lässt sich ebenfalls einiges machen. Zwischenstecker und Unterputzlösungen ersetzen den gewohnten Ein-Aus-Knopf. Von der Couch aus können Bewohner Licht anmachen sowie Farbe und Helligkeit immer wieder neu regeln. Noch einfacher geht das mit dem Austausch der klassischen Leuchtmittel durch smarte Birnen. Sie lassen sich ebenfalls direkt mit einer App anwählen – und können zum Beispiel die Lichtfarbe von Kaltweiß bis Warmweiß einstellen. Solche Leuchtmittel haben natürlich ihren Preis: ab circa 30 Euro bis teils dreistellig.
Im Smart Home lassen sich viele Elektrogeräte vernetzen
Viele Elektrogeräte im Haus lassen sich ohne größeren Aufwand zumindest teilweise vernetzen: Steckdosenadapter (Smart Plug) ermöglichen dem Nutzer, die daran angeschlossenen Geräte per App an- oder auszuschalten. Bei manchen Programmen lässt sich ein individuelles Nutzerprofil hinterlegen. Auf diese Weise schaltet sich zum Beispiel die vernetzte Kaffeemaschine jeden Morgen pünktlich zur gleichen Zeit ein. Ebenfalls gut: Sie lassen stundenweise das Radio dudeln oder machen Licht an, um Einbrecher abzuschrecken. Manche der Smart Plugs messen den Stromverbrauch. Damit lässt sich zum Beispiel herausfinden, wie effizient der alte Kühlschrank noch ist. Oder wie viel Strom die Waschmaschine im Eco-Modus verbraucht.
Intelligentes Licht, vernetzte Überwachungskameras und Steckdosen sind praktisch - richtig smart werden sie erst, wenn sie zusammenarbeiten. Und das ist das Problem an den vielen Lösungen für den unkomplizierten Einbau durch Hausbesitzer: Diese smarten Geräte sind meist Einzellösungen.
Sicherheitslücken durch Heizungen im Smart Home
Mit Daten von smarten Heizungen lässt sich ein Nutzungsprofil erstellen. Dieses zeigt zum Beispiel, wann das Haus tagsüber verlassen ist, wie Sven Hansen vom Computer-Magazin „c't“ erklärt. Fallen solche Daten Kriminellen in die Hände, lassen sich zum Beispiel Einbrüche besser planen. Die „c't“ machte in der Vergangenheit unter anderem bei vernetzten Alarmanlagen Sicherheitslücken aus.
Hansen rät daher, sorgsam abzuwägen, ob der Komfortgewinn durch die neuen Technologien das mögliche Sicherheitsrisiko wert ist. Falls es das ist: Setzen Sie sich mit dem System gut auseinander. Dazu gehört zum Beispiel, voreingestellte Passwörter zu verändern. Das macht nicht immer der Hersteller. Wichtig ist, sich selbst zum Experten zu machen.
Autor: ING-DiBa