Unser Chefvolkswirt äußert sich kurz und prägnant zu aktuellen volkswirtschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen. Die konjunkturellen Entwicklungen in Deutschland und Europa, Entscheidungen der Zentralbanken sowie Trends an den internationalen Finanzmärkten bilden dabei die Schwerpunkte seiner Kommentare.
Carsten Brzeski
Chefvolkswirt
Seit März 2013 ist Carsten Brzeski Chefvolkswirt für Deutschland und Österreich der ING. Er ist seit Anfang 2008 Mitglied des Research Teams der ING Bank und anerkannter Experte für wirtschaftliche und politische Entwicklungen in Deutschland und Europa, einschließlich der Geldpolitik der EZB.
Dass die Europäische Zentralbank in dieser Woche bei ihren geldpolitischen Instrumenten noch einmal nachlegen würde, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der letzten Sitzung bereits durchblicken lassen. Was im Detail beschlossen wurde, was an den Ausführungen auf der anschließenden Pressekonferenz dennoch bemerkenswert war und ob wir womöglich bald zweistellige Inflationsraten sehen werden, erläutert Carsten Brzeski im Gespräch mit Sebastian Franke.
Diese Woche waren alle Augen auf die gestrige Sitzung der EZB gerichtet. Die Erwartungen waren groß, da EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits im Oktober erweiterte Maßnahmen der EZB hatte anklingen lassen. Eine neue geldpolitische Bazooka wurde es nicht. Vielmehr ein gut ausgetüfteltes „weiter so“.
Drei Viertel der Deutschen zeigen sich von der Mehrwertsteuersenkung unbeeindruckt. In einer repräsentativen Umfrage der ING gab im August und September 2020 nur ein gutes Viertel der Befragten an, dass die Steuersenkung ihre Konsumentscheidungen beeinflusst hätte.
Der Titel meines Lieblingsalbums des Jahres ist „Hell“. Ein tolles Wortspiel, in dem die anglophilen Leser natürlich den Soundtrack für die wirtschaftlichen Entwicklungen dieses Jahres sehen.
Dass die Investitionsaktivität in Deutschland gering ist und dadurch viel Wachstum liegen gelassen wird, ist keine Neuigkeit. Im privaten Sektor ist ebenfalls Potenzial vorhanden, denn die Gewinne steigen – doch von großen Reinvestitionen kann nicht gesprochen werden. Durch gezielte Ausgaben des öffentlichen Sektors könnte das Investieren für den privaten Sektor wieder attraktiv, und Hemmnisse abgebaut, werden. Sebastian Franke spricht mit Leon Ernst und Franziska Biehl über Investitionsstaus, „das Leben von der Substanz“ und Dividendenerhöhungen.
Seit August sinken die Preise – das zeigt uns nun zum vierten Mal in Folge der Harmonisierte Verbraucherpreisindex. Im Vergleich zum November des letzten Jahres ist der Warenkorb, anhand dessen die Preisveränderung bestimmt wird, um 0,7 Prozent günstiger geworden. So kurz vor Weihnachten sollten das für die Verbraucher doch gute Neuigkeiten sein. Der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi sagte einmal flapsig, dass fallende Preise nicht unbedingt eine Gefahr wären. Mit fallenden Preisen kann man sich mehr kaufen. Dem ist aktuell leider nicht so.
Auch wenn die Zahl der Verbraucher steigt, die fallende Immobilienpreise erwarten, so geht die große Mehrheit immer noch von weiter steigenden Preisen für Wohneigentum aus. Das gilt deutschland- wie auch europaweit.
Carsten Brzeski berichtet im Rahmen seiner monatlichen YouTube-Beiträge unter dem Motto „Neues über die Märkte, Neues aus der Wirtschaft“ über aktuelle volkswirtschaftliche Ereignisse und Entwicklungen, Entscheidungen der EZB sowie Trends an den internationalen Finanzmärkten.
Auch wenn einzelne ökonomische Datenpunkte die Hoffnung wecken, dass ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität im vierten Quartal vielleicht doch vermieden werden kann, geht Carsten Brzeski weiterhin von einer schrumpfenden Wirtschaft und dem berüchtigten Double-Dip aus. Hoffnung sollte man sich eher hinsichtlich der zweiten Jahreshälfte 2021 machen – die könnte besser ausfallen als derzeit angenommen, wie unser Chefvolkswirt im Gespräch mit Sebastian Franke und Leon Ernst darlegt.
Die Europäische Kommission hat kürzlich die Entwürfe der Haushaltspläne der Eurozonen-Länder für 2021 veröffentlicht. Aus diesen gehen sowohl das Ausmaß der aktuellen Covid-19-Krise als auch die negativen Auswirkungen, welche die fiskalpolitischen Maßnahmen auf die Staatshaushalte der 19 Länder haben, deutlich hervor. Insgesamt ist in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit der Eurozonen-Länder von knapp einer Billion Euro zu erwarten.