Unser Chefvolkswirt äußert sich kurz und prägnant zu aktuellen volkswirtschaftlichen Entwicklungen und Ereignissen. Die konjunkturellen Entwicklungen in Deutschland und Europa, Entscheidungen der Zentralbanken sowie Trends an den internationalen Finanzmärkten bilden dabei die Schwerpunkte seiner Kommentare.
Carsten Brzeski
Chefvolkswirt
Seit März 2013 ist Carsten Brzeski Chefvolkswirt für Deutschland und Österreich der ING. Er ist seit Anfang 2008 Mitglied des Research Teams der ING Bank und anerkannter Experte für wirtschaftliche und politische Entwicklungen in Deutschland und Europa, einschließlich der Geldpolitik der EZB.
Gute Nachrichten kamen letzte Woche aus Wiesbaden: Die deutsche „headline inflation“, also der berichtete Gesamtwert für die Preissteigerung, lag gemessen am Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts im August bei voraussichtlich 1,9 Prozent nach 2,3 Prozent im Juli – das ist der niedrigste Wert seit über drei Jahren.
Nach einem Rückblick auf den eigenen Sommerurlaub und den Tourismus insgesamt holen die aktuellen BIP-Zahlen unsere Ökonomen schnell wieder zurück in die harte Realität: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal geschrumpft. Und beim Blick auf die momentanen Stimmungsindikatoren verspüren Inga Fechner und Sebastian Franke nicht viel Zuversicht hinsichtlich einer schnellen Wende. Angesichts eines weiterhin soliden Lohnwachstums rettet uns aber vielleicht der inländische Konsum – immerhin stehen bereits die Vorboten des Weihnachtsgeschäfts in Form von Lebkuchen in den Supermärkten.
Mit den in der vergangenen Woche veröffentlichten Makrodaten aus Deutschland und der Eurozone verhielt es sich in etwa so wie mit einem verzauberten Prinzen. Auf den ersten Blick scheint es ziemlich deutlich, was man da vor sich hat. Allerdings kann der erste Blick durchaus täuschen und erst der Blick unter die Oberfläche gibt die Realität preis. Bloß werden auf den zweiten Blick nicht zwangsläufig alle Frösche zu Prinzen. Es soll auch vorkommen, dass ein Königskind plötzlich wieder klein und grün wird und quakt.
Carsten Brzeski berichtet im Rahmen seiner monatlichen YouTube-Beiträge unter dem Motto „Neues über die Märkte, Neues aus der Wirtschaft“ über aktuelle volkswirtschaftliche Ereignisse und Entwicklungen, Entscheidungen der EZB sowie Trends an den internationalen Finanzmärkten.
Für manche sind sie ein willkommener Vorbote der festlichen Jahreszeit, andere sehen in ihrem gefühlt von Jahr zu Jahr früheren Erscheinen nur ein Symbol der kommerziellen Durchtaktung des Kalenders. Ganz egal, welcher Fraktion man angehört: Sobald im Spätsommer die ersten Lebkuchen in den Supermarktregalen auftauchen, wird in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert.
Die Turbulenzen an den Märkten sind schon wieder vorbei, doch die nächsten großen Events stehen schon in den Startlöchern: Der Parteitag der Demokraten in den USA, das jährliche Treffen der Notenbanker schlechthin in Jackson Hole oder aber auch jeder einzelne Makrodatenpunkt vor der nächsten Fed-Sitzung im September werden mit Argusaugen betrachtet. Was das für die Wirtschaftsaussichten und Zinssenkungen bedeutet, erklärt Chefvolkswirt Carsten Brzeski im Gespräch mit Inga Fechner. Außerdem: wie der Goldpreis ins Bild passt.
Wie sollten Unternehmen auf geopolitische Unsicherheit und Lieferkettenrisiken reagieren? Unsere neueste ING-Umfrage zeigt, dass darüber zumindest unter den Verbrauchern weitgehende Einigkeit zu herrschen scheint. Sebastian Franke berichtet im Gespräch mit Franziska Biehl über die Präferenz der Verbraucher für die heimische Produktion, die offenbar insbesondere durch den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit getrieben ist. Außerdem sprechen die beiden über den vermeintlichen Einfluss geopolitischer Risiken auf das Sparverhalten der Deutschen.
Die deutsche Wirtschaft ist eingebunden in internationale Wertschöpfungsketten. Nicht nur Rohstoffe und Energieträger, sondern auch viele Verbrauchsgüter sowie Vorprodukte für deutsche Industrieerzeugnisse kommen aus anderen Weltregionen, die gerne als preisgünstige „verlängerte Werkbank“ genutzt werden. Nicht erst der russische Angriff auf die Ukraine, in dessen Folge sich insbesondere Energie deutlich verteuerte, wirft allerdings die Frage auf, ob allein Effizienzerwägungen über die Verlagerung von Produktion entscheiden sollten.
Abverkauf am Aktienmarkt, Flucht in sichere Häfen und Rezessionsängste – diese Woche hatte überraschend viel zu bieten. Unser Chefvolkswirt Carsten Brzeski erklärt im Gespräch mit Franziska Biehl die Hintergründe zur Korrektur am Aktienmarkt und stellt fest: fundamental gerechtfertigt war die Reaktion eigentlich nicht. Fundamental rechtfertigen lässt sich auch nicht, in welcher Lautstärke die Rezessionsglocken in den USA läuten. Ob Sahm-Regel oder inverse Zinskurve – um die konjunkturelle Lage einer Volkswirtschaft zu beurteilen, braucht es mehr als Einzelindikatoren. Und zur Abwechslung zeichnen unsere Ökonomen bei der Betrachtung des großen Ganzen mal kein ganz so düsteres Bild.
Wachstumsängste sind an die globalen Kapitalmärkte zurückgekehrt. Einer der Haupttreiber: schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktzahlen aus den USA und das daraus resultierende Alarmsignal, das für die US-Wirtschaft scharfgeschaltet wurde. Doch kann die Arbeitslosigkeit, ein Indikator nachlaufender Natur, momentan tatsächlich einen verlässlichen Frühindikator für Rezessionen darstellen? Und was sagt uns die Sahm-Regel für die Eurozone?